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Energiekosten im Fokus

Transparenz herstellen und gezielt über das Controlling steuern

Steigende Energiekosten beeinflussen immer stärker auch Unternehmen der Sozialwirtschaft. Ein gezieltes Energiecontrolling mit konkreten Kennzahlen ist deshalb unabdingbar, um Einsparpotenziale zu identifizieren, Kosten zu begrenzen, eine langfristige Energieeffizienz zu gewährleisten und letztlich Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Das Energiecontrolling beinhaltet zahlreiche Daten zur Energieverwendung einer Einrichtung. Eine zentrale Komponente ist dabei der Energieverbrauch, der z. B. den Strom- und Wärmeverbrauch umfasst und somit als wesentliche Steuerungsgröße im Rahmen eines Energiecontrollings fungiert. Somit ist die erste Aufgabe beim Aufbau eines Energiecontrollings, Transparenz zu den Energieverbräuchen im Unternehmen herzustellen und damit eine Datenbasis für die Steuerung zu schaffen. Der durchschnittliche Stromverbrauch von Seniorenheimen lag 2021 bei durchschnittlich ca. 2.500 kWh bis 3.000 kWh pro Jahr und Bewohner. Der Wärmeverbrauch in solchen Einrichtungen lag im Durchschnitt bei 8.000 kWh bis 9.000 kWh pro Jahr und Bewohner. Um einen Überblick zu den unternehmenseigenen Verbräuchen aufzuzeigen, ist es von hoher Bedeutung, Verbrauchskennzahlen zu definieren und einem regelmäßigen Monitoring zu unterziehen. Neben einem einrichtungsindividuellen Monitoring kann auch ein Benchmark zwischen unterschiedlichen Einrichtungen helfen, Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Zu berücksichtigen sind hierbei Einflussgrößen wie bauliche Rahmenbedingungen, technische Ausstattung und Nutzungsarten in Gebäuden. Dieser Ansatz unterstützt die zeitnahe Steuerung durch das Controlling in Form eines Energiereports und die frühzeitige Identifikation möglicher Einsparpotenziale.

Energiereport – Instrument des Energiecontrollings

Der Energiereport enthält detaillierte Informationen über den Energieverbrauch einer Einrichtung, ggf. auch auf Gebäudeebene. Dieser Report sollte in regelmäßigen Abständen vom Controlling erstellt werden und dient dazu, Verantwortlichen und Betreibern der Einrichtung einen Überblick über den aktuellen Verbrauch und mögliche Einsparpotenziale aufzuzeigen. Ein gut strukturierter Energiereport kann dabei helfen, die Energiekosten zu senken. Voraussetzung ist eine differenzierte Erhebung von Verbrauchsdaten. Hier kann es ggf. erforderlich sein, die Anzahl der Messinstrumente zu erweitern, um diese Differenzierung nach Verbrauchern, Gebäudeteilen etc. herzustellen.

Transparenz im Report durch Kennzahlen

Inhaltlich sollte sich der Energiereport besonders auf die Verbrauchskennzahlen konzentrieren. Um die Interpretation dieser Kennzahlen zu erleichtern, sind auch Verhältniskennzahlen sinnvoll, d. h. vergleichsweise Mengenverbräuche ins Verhältnis von Leistungsverläufen zu setzen. Dazu werden die Verbrauchskennzahlen zunächst auf der Datenbasis der verschiedenen Energiearten gebildet. Diese absolute Kennzahl zeigt zunächst, wie viel Strom und Wärme in absoluten Zahlen genutzt werden (Mengensteuerung):

  • Strom (kWh)
  • Wärme (kWh)

Der Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten sind eng miteinander verbunden. Eine genaue Erfassung des Energieverbrauchs ist entscheidend, um die unternehmensindividuellen Energiekosten zu berechnen und zu steuern. Ein Vergleich der jeweiligen eingekauften Energiemengen der Heime ist jedoch nicht ausreichend, da bspw. in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) ein Teil des Erdgases für die Stromerzeugung genutzt wird. Die vor Ort erzeugte Strommenge wiederum reduziert die einzukaufende Strommenge. Eine Umrechnung ist beim Einsatz von BHKWs, Wärmepumpen und Solaranlagen (thermisch sowie elektrisch) notwendig. Die verschiedenen Energiearten (Endenergie, z. B. Gas; Strom) müssen also, unter Berücksichtigung der Energieumwandlung, entsprechend ihrer Nutzung in den Gebäuden (Erzeuger-Endenergie, z. B. Wärme) in der Berechnung berücksichtigt werden. Von den vielen verschiedenen Energieflüssen in den Einrichtungen werden der Wärme-, Strom- und Wasserverbrauch sowie die CO2-Emissionen und der Primärenergieverbrauch als monatliche Ergebnisse dargestellt. Mit Hilfe der dazugehörigen Preise werden weitere Kennzahlen gebildet (Kostensteuerung):

  • Strom (€ / kWh)
  • Wärme (€ / kWh)

Neben der monetären Betrachtung ist es sinnvoll, diesen Verbrauch zu spezifizieren. Beispielsweise mit dem Verbrauch pro Platz und pro Tag:

  • Stromverbrauch (kwh/Platz und kwh/Tag)
  • Wärmeverbrauch (kwh/Platz und kwh/Tag)

Diese Verhältniskennzahlen führen zu einem transparenten Bild von den innerbetrieblichen Strukturen und Verbrauchsursachen der Energiekosten. Somit sind ein umfassendes Monitoring und die Steuerung der Energiekosten durch das Controlling möglich. Neben der Steuerung und Überwachung von Energiekosten und -verbrauch sind die CO2-Emissionen in den Blick zu nehmen. Zur Umrechunng des Energieverbauchs in CO2-Emissionen und Ermittlung des ökologischen Fussabdrucks sind folgende Faktoren (CO2-Äquivalent, t/MWh) heranzuziehen:

  • Erdgas: 0,25
  • Strom: 0,48
  • Fernwärme: 0,26
  • Holzpellets: 0,02

Eine wesentlicher Optimierungsansatz besteht in einer Modernisierung technischer Standards in der Energieversorgung. Bereits mit niederschwelligen oder geringinvestiven Maßnahmen lässt sich der Energieverbrauch erfahrungsgemäß um 10-20% reduzieren. Weitergehende Potenziale sind über eine energetische Sanierung von Gebäuden zu heben. An welcher Stelle und mit welchen Maßnahmen der Verbrauch beeinflusst werden kann, ergibt sich aus der Betrachtung der aufgeführten Verbrauchskennzahlen. Diese Steuerung erfolgt sowohl auf zentraler als auch auf dezentraler Ebene. Die optimale Kombination beider Ansätze hängt von den spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Einrichtung bzw. dem Gebäude ab.

Steuerungsebenen – zentral oder dezentral

Die zentrale Steuerung des Strom- und Wärmeverbrauchs dient der langfristigen Planung und Koordination energiesparender Maßnahmen. Dieses kann bspw. die Planung und Durchführung von Sanierungen, den Einsatz energieeffizienter Technologien und die Planung von Schulungen des Personals in Bezug auf einen bewussten Umgang mit Energie beinhalten. Auch können die Energiekosten durch Anpassungen in den Einkaufsstrategien eingespart werden. Hier stellt der Abschluss günstiger Energiebezugsverträge eine Möglichkeit dar, die Kosten zu verringern. Auf dezentraler Steuerungsebene werden Maßnahmen und Entscheidungen getroffen, die den täglichen Energieverbrauch direkt beeinflussen. Dies umfasst beispielsweise das individuelle Verhalten der Mitarbeitenden und Bewohner:innen. Der bewusste Umgang mit Energie, das Schalten von Geräten und Heizungsanlagen sowie die Einhaltung von energieeffizienten Prozessen sind Teil dieser Ebene. Auch hier können technische Lösungen wie z. B. Sensoren Abhängigkeiten vom Einzelverhalten reduzieren. Der Strom- und Wärmeverbrauch einzelner Wohnbereiche macht einen Vergleich dieser Bereiche untereinander möglich und zeigt auf, an welcher Stelle mögliche Einsparpotenziale realisierbar sind.

Praxistipp

In Bezug auf ein energieeffizientes Nutzerverhalten sind in der Praxis folgende geringinvestive Maßnahmen zur Reduktion von Energiekosten und -verbrauch in den Blick zu nehmen:

  • Stand-by-Betrieb, Ausschalten nicht gebrauchter Geräte und Beleuchtung, Einschalten von Energiesparfunktionen, Nutzung von Treppen statt Fahrstühlen, Türen schließen, Lüftungs- und Heizverhalten, Wasserverbrauch
  • Etablierung von Konzepten zur Mülltrennung/-vermeidung
  • Etablierung von Strukturen oder Konzepte im hauswirtschaftlichen Bereich wie z. B. bei der Planung der Speiseversorgung, Thermoskannen anstatt Warmhalteplatten etc.
  • Reduzierung Stromverbrauch/Beleuchtung (z. B. Nutzung von Tageslicht (wenn möglich), Ausschalten von nicht genutzten Geräten oder nach Dienstende)
  • Reduzierung Wassernutzung/-verbrauch (z. B. Anleitung zum wassersparenden Verhalten etc.)
  • Reduzierung Wärmeverbräuche (die Temperatur nicht mehr dauerhaft hochhalten und Temperaturregulierung über das Öffnen der Fenster reduzieren)
  • Entstehung schlechter Gerüche vermeiden, um Notwendigkeit zur Lüftung zu reduzieren.
  • Reduzierung Papierverbrauch (z. B. papierlose digitale Dokumentationsmöglichkeiten, doppelseitiges Drucken etc.)
  • Abfallmanagement, Kantinen- sowie Küchenabfälle (Reduzierung Abfälle beim Wurstaufschnitt)
  • Fleischreduzierung (Fleischportionen kleiner, mehr vegetarische Varianten, klimafreundlichere Fleischsorten)
  • Dach- und Fassadenbegrünung als Beitrag zum CO2-Ausgleich
  • Umbau oder Erweiterung der Gartenanlage und Entsiegelung von verschlossenen Flächen
  • Einsatz von Einhebelmischern an Waschbecken
  • Wassereinsparung durch Perlatoren
  • Einbau von Bewegungsmeldern

FAZIT

Das Energiecontrolling rückt verstärkt in den Fokus von Steuerungssystemen in Einrichtungen der Sozialwirtschaft. Durch die gezielte Analyse von Strom- und Wärmeverbrauch können Einsparpotenziale identifiziert werden. Der Energiereport, der Verbrauchskennzahlen transparent macht, ermöglicht auf dezentraler und zentraler Ebene eine effektive Steuerung der Energiekosten. Das ermöglicht eine langfristig nachhaltigere und kosteneffizientere Energieversorgung im Unternehmen.

Dieser Artikel stammt aus unserem Mandantenmagazin Curacontact, das 4 x im Jahr aktuelle Themen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft, für Öffentlichen Sektor und Kirche aufbereitet. Interesse? Jetzt kostenlos abonnieren!

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