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Angeeckt: KI-Alter Wein in neuen Schläuchen

oder Revolution des Berufsalltags?

Ein Kommentar von Dr. Christian Heitmann

KI ist nicht neu, sondern wurde durch die Informatik bereits in den 50er-Jahren erforscht. Selbst die heute dazu verwendeten Algorithmen stammen aus dieser Zeit und haben sich in ihren Methoden kaum verändert, bis heute! Der Grund, weshalb KI seit rund zehn Jahren eine solche Bedeutung zukommt, ist, dass sich die Rechenpower durch leistungsstarke Chips und die Verfügbarkeit von Daten in einer unvorstellbaren Weise weiterentwickelt hat. Um diese Dimension zu verdeutlichen: Eine Apple Watch im Jahr 2015 war bereits doppelt so schnell wie der schnellste Computer der Welt im Jahr 1985.

Lässt sich durch KI wirklich menschliche Intelligenz nachahmen oder ersetzen? Immer dann, wenn Entscheidungsprozesse deterministisch sind, also unter gleichen Bedingungen zum gleichen Ergebnis führen oder viel Erfahrungswissen brauchen, sind die Algorithmen der KI im Vorteil. Gute Beispiele sind etwa Sicherheitssysteme mit Fingerabdruck- oder Gesichtsscan oder radiologische Befundungssysteme. Ein Computer kann an einem Tag mehr radiologische Bilder in einem „Lernverfahren“ verarbeiten als ein sehr erfahrener Radiologe im gesamten Leben. Entscheidend dabei: Der Computer muss auf Basis richtiger Daten „lernen“. Je besser die Vorlagen und die darin enthaltenen menschlichen Entscheidungen, desto besser die „Lernfähigkeit“ eines Computers. Dabei geht es vor allem ums „Erstanlernen“. Später können diese Systeme „selbstlernend“ weiterarbeiten.

Was heißt das nun für den Arbeitsalltag und die Versorgung der Menschen?

Ob wir wollen oder nicht: KI wird ähnlich radikal die Arbeitsprozesse verändern wie die Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Genau in den deterministischen und erfahrungsbasierten Prozessen – wie Befunden auf Basis von Bildern, Buchung von Belegen, autonomem Fahren, Kreditentscheidungen, Dokumentation von Behandlungen, Prüfung von Medikation und Diagnosen etc. – wird die KI die Prozesse und Entscheidungen übernehmen – und vermutlich mit weniger Fehlern.

Was den Einsatz heute hemmt, ist die Angst der betroffenen Berufsgruppen vor dem Arbeitsverlust. Dabei können wir in wenigen Jahren froh darüber sein, wenn wir über diese Technologien verfügen, da dann vermutlich gar nicht mehr genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen werden. Auch wenn es eine schlimme Vorstellung ist: Bereits heute gibt es in der Fläche nicht mehr genug Hausärzte. Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass der Hausarztbesuch künftig durch eine virtuelle Videosprechstunde ersetzt wird – ein paar Jahre später vermutlich sogar durch einen ärztlichen Avatar. China geht bereits diesen Weg!

Selbst wenn sich das alles nach Science Fiction anhört, werden wir aufgrund des Fachkräftemangels gar nicht umhinkommen, unsere Arbeitskräfte von allem Möglichen zu entlasten, um die Arbeit auf das zu konzentrieren, was KI nicht leisten kann: Wertschätzung, Gefühle, Empathie und Geborgenheit. Dabei werden wir zwischen Datenschutz und Ethik abwägen müssen, was gewünscht und was unweigerlich notwendig wird.

Ich glaube, dass KI die Zukunft des Berufsalltags in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft radikal verändern wird. Die Integration von KI-Technologien verspricht nicht nur eine Verbesserung der Diagnose- und Behandlungsqualität, sondern auch eine Entlastung des medizinischen wie pflegerischen Personals und eine Steigerung der Effizienz.

Dieser Artikel stammt aus unserem Mandantenmagazin Curacontact, das 4 x im Jahr aktuelle Themen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft, für Öffentlichen Sektor und Kirche aufbereitet. Interesse? Jetzt kostenlos abonnieren!

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