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Prekäre wirtschaftliche Entwicklung in der Altenhilfe

Ergebnisse aus dem Curacon-Altenhilfe-Datenpool

Pflegeeinrichtungen geraten zunehmend in eine wirtschaftliche Schieflage

Waren 2020/2021 noch Corona bedingte Erlössteigerungen feststellbar, so zeigen die stationäre als auch die ambulante Altenhilfe 2022 ein reduziertes Umsatzwachstum. Bei der stationären Altenhilfe lag das Wachstum 2022 bei +2,8 % (Vorjahr +3,5 %), bei der ambulanten Altenhilfe stiegen die Umsätze der analysierten Einrichtungen um lediglich 0,5 % (Vorjahr +4,9 %). Gründe liegen hier u. a. im Auslaufen von Corona-Schutzpaketen (bis 30.06.2022) und sinkender Auslastung.

Auslastungsrückgänge resultierten 2022 aus Schwierigkeiten in der Nachbelegung in Zeiten der Corona-Pandemie, steigendem Personalmangel und zunehmendem Wettbewerb mit ambulant betreuten Wohnformen. Es ist vermehrt ein Trade-Off zwischen Mehrkosten durch Zeitarbeit oder Leistungsreduzierung feststellbar. 

Die Einrichtungen haben 2022 verstärkt mit nicht refinanzierten Kostensteigerungen im Bereich der Personal-/Materialkosten zu kämpfen. Steigende Personalkosten je Vollkraft sind tariflich bedingt. Aufgrund von Personalmangel nimmt auch die Inanspruchnahme von nicht vollständig refinanzierbarem Fremdpersonal zu. Die durch den Ukraine-Krieg stark gestiegene Inflation zeigt sich bei der Altenhilfe insbesondere in steigenden Verpflegungs- und Energiekosten. Stationäre Einrichtungen erhielten ab Oktober 2022 staatliche Ergänzungshilfen zum Ausgleich steigender Preise für Erdgas, Wärme und Strom – hiermit wurde die befürchtete Kostenlawine abgefangen. Bei den ambulanten Diensten waren steigende Mineralölkosten jedoch nicht von den Ergänzungshilfen im Sinn von § 154 SGB XI erfasst.

Bei der stationären Altenhilfe stieg die kombinierte Personal-/Material-Aufwandsquote von 80,5 % in 2021 auf 82,4% in 2022. Bei der ambulanten Altenhilfe stieg diese Aufwandsquote von 85,7 % auf 87,3 % in 2022.

Positive Deckungsbeiträge aus PoC-Antigentest verlieren 2022 an Bedeutung. Mitunter belasten nicht refinanzierte Mietsteigerungen ("Overrent") bei geringer Auslastung die Ergebnissituation der stationären Versorgung erheblich. Der Anteil der stationären Altenhilfeeinrichtungen mit einem positiven Jahresergebnis sinkt von 73 % in 2021 auf 59 % in 2022. Zeitgleich steigt der Anteil der Einrichtungen mit einem negativen Ergebnis von 17 % auf 26 %. Bei der ambulanten Altenhilfe fällt diese Entwicklung nicht so gravierend aus. Hier sinkt der Anteil der Einrichtungen mit einem positiven Ergebnis von 81 % auf 72 % in 2022, gleichzeitig steigt der Anteil mit negativem Ergebnis leicht von 14 % auf 17 %.

Quelle: Curacon Datenpool – Stand 04.10.2023​

Deutliche Ergebnisverschlechterungen zeigen sich in beiden Teilbranchen auch in der Entwicklung der Umsatzrenditen. Konnte auch Dank Corona-Maßnahmen noch 2021 eine Umsatzrendite in der stationären Altenhilfe von 2,2 % erwirtschaftet werden, so halbiert sich 2022 dieser Wert auf lediglich 1,1 %.

Bei den Einrichtungen der ambulanten Altenhilfe zeigt sich ein ähnlicher Trend, wenn auch auf deutlich höherem Niveau. Die Umsatzrendite bricht hier von 5 % im Jahr 2021 auf 1,5 % in 2022 massiv ein. Während in 2022 bei den durchschnittlichen Personalkosten je Vollkraft ein Anstieg um 12 % zu verzeichnen ist, sind demgegenüber die Umsatzerlöse je Vollkraft nur um 2,2 % gestiegen. Dementsprechend hat sich auch der erzielte Deckungsbeitrag je Vollkraft von 17,4 % in 2021 auf 13,7 % in 2022 deutlich verringert.

Für 2023 ist mit einer weiteren Verschärfung der Situation zu rechnen – so wurde im Curacon-Altenhilfebaromter 2023 von 480 Einrichtungen ihre wirtschaftliche Entwicklung für 2023 prognostiziert. Ergebnis: Zwei von drei Einrichtungen gehen davon aus, dass sich das Jahresergebnis und die Liquidität weiter verschlechtern. Von 19 % wird diese Verschlechterung sogar als existenzbedrohend eingeschätzt.

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