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Telematikinfrastruktur 2.0

Wie es mit der Datenautobahn weitergeht

Eine zentrale Plattform für digitale Gesundheitsleistungen bildet das Fundament einer umfassenden Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems. Mit der Freigabe der Telematikinfrastruktur (TI) und dessen Fachanwendungen wie die

  • ePA (elektronische Patientenakte),
  • NFDM (Notfalldatenmanagement),
  • eAU (elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung),
  • eMP (elektronischer Medikationsplan) und
  • eRezept (elektronisches Rezept)

wurde im letzten Jahr der Grundstein für die nächsten TI-Anwendungen gemeißelt.

Insbesondere für große Krankenhäuser und Verbünde war dies eine Mammutaufgabe, indem Test- und Produktivsysteme mit den nötigen Softwarekomponenten und hunderte Arbeitsplätze mit Kartenterminals ausgestattet werden mussten. Große Zweifel kamen auf, als einige für die TI konzipierten Komponenten für den Massenbetrieb untauglich waren. Dazu kommt, dass Konnektoren nur eine Laufzeit von fünf Jahren haben und die ersten Zertifikate demnach seitdem zweiten Halbjahr 2022 abgelaufen sind. Die Gematik wollte 130 000 Konnektoren in den deutschen Arztpraxen austauschen – kurz bevor die Geräte ohnehin abgelöst werden sollten.

„Eine gigantische Menge an Elektroschrott“, verzeichnete der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Damit die Funktionsweise der Konnektoren weiterhin besteht, gäbe es noch die Option, bereits vergebene Zertifikate zu verlängern oder zu erneuern. Jedenfalls so lange bis das neue Verfahren einsatzbereit ist. Denn Konnektoren als Hardware sollen künftig nicht mehr erforderlich sein. Bis Ende 2025 ist geplant, die TI-Dienste direkt über das Internet zu erreichen.

In den deutschen Arztpraxen kam es im Mai 2020 zu einem länger andauerndem TI-Ausfall durch den Wechsel eines sogenannten DNS-SEC-Vertrauensankers. Die Aktualisierung der neu ausgelieferten TSL (Trusted Service List) nach einem Wechsel des DNS-SEC-Schlüssels seitens der Gematik blieb aus. Die nicht kommunizierte Änderung des Vertrauensankers führte dazu, dass die Konnektoren dem aktuell gültigen Vertrauensanker nicht mehr trauten.  Rund 80.000 Konnektoren waren so nicht mehr funktionsfähig. Service-Techniker mussten alle Updates manuell einspielen, was mit einem enormen Zeitaufwand und durch die Betriebsunterbrechung wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden war. Hinzu kommen weitere Störungen wie beispielweise von der c’t aufgedeckten datenschutzrechtlich Schwachstellen bei den von der Gematik zugelassen Konnektoren. Die Gemütslage der Ärztinnen und Ärzte war dementsprechend getrübt und der Missmut richtete sich gegen die Gematik.

Telematikinfrastruktur 2.0

Nun sollen mit TI 2.0 alte Zöpfe abgeschnitten werden. Es soll technologieunabhängiger werden, indem auf internationalen Schnittstellen ein strukturierter Datenaustausch erfolgt. Die TI-Nutzung soll folglich auch mit einem mobilen Endgerät, und nicht nur mit einem stationären Computer, möglich sein und wird – über das Internet, aber ohne Smartcard oder Kartenterminals anwendbar. Grenzüberschreitendes Einlösen von E-Rezepten und Datennutzung der ePA für Forschungszwecke innerhalb der EU soll künftig gang und gäbe sein. Ab 2024 sollen zusätzlich zu den haptischen Karten (SMC-B und eHBA) auch digitale Identitäten für Leistungserbringer zum Einsatz kommen. Das eröffnet die Möglichkeit, dass Ärzte sich beispielsweise auch über das Smartphone virtuell authentisieren und sich so mit der Telematikinfrastruktur vernetzen können.

Wenn es nun gelingt, die (politischen) Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen, ausführliche Testphasen einzuplanen, die sicherstellen, dass der Gesamtprozess reibungslos und effizient – vor dem Hintergrund der benötigten IT-Sicherheit – funktioniert, könnte die TI endlich eine Reife gewinnen, die das deutsche Gesundheitswesen so sehr braucht.

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