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Wirtschaftliche Entwicklung der Krankenhäuser 2022

Aktuelle Ergebnisse aus dem Curacon-Krankenhaus-Datenpool

Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser stellt sich nach aktuellen Befragungsergebnisse und einem signifikanten Anstieg von Krankenhausinsolvenzen in den ersten sieben Monaten 2023 dramatisch dar. Die Krankenhäuser stehen vor erheblichen Herausforderungen:

Die für 2023 festgelegten Steigerungsraten (Landesbasisfallwerte) der Fallpauschalen decken die steigenden Kosten weiterhin nicht ab, die Kosten-Erlös-Schere geht zudem deutlich auseinander, Investitionen bleiben unzureichend refinanziert, und Fachkräftemangel zwingt zur Reduzierung des Leistungsangebots.

Die flächendeckenden Auswirkungen dieser Entwicklungen werden sich erst in den Jahresabschlüssen von 2023 detailliert zeigen. Dank zahlreicher Prüfungs- und Beratungsmandaten bei Krankenhäusern können wir jedoch einen Überblick aus der Analyse konkreter Daten der Jahresabschlüsse 2022 vorlegen.

Die Analyse von 95 Krankenhäusern zeigt, dass die Fallzahlen im Jahr 2022 seitwärts tendieren. Nach einem drastischen Rückgang von etwa 13 % im Jahr 2020 verzeichnete man von 2021 bis 2022 lediglich ein geringes Wachstum von rund 2 %. Die Bettenauslastung stieg im Vergleich zu 2021 leicht auf 67 % (zuvor 65,2 %). Die Fälle pro Planbett lagen 2022 mit 36,4 etwa auf dem Niveau des Vorjahres (36,6).

Die Umsätze wuchsen im Median um 4,9 %, was ein stärkeres Wachstum darstellt als die 1,9 % im Jahr 2021. Diese Steigerungsrate ist etwas höher als die Summe des erwartbaren Mengen- und Preiseffektes:

  • durchschnittliche Leistungssteigerung von rd. 2 %
  • Steigerung der Landesbasisfallwerte um rd. 2,3 %

Hier dürften sich v. a. zusätzliche Einnahmen aus dem Pflegebudget ausgewirkt haben. In den Umsatzerlösen 2022 und 2021 sind Corona-Finanzhilfen des Bundes in signifikanter, krankenhaus-individuell aber deutlich unterschiedlicher Höhe enthalten. Nach unseren Erkenntnissen liegt die Bandbreite bei bis zu 15 % der Umsatzerlöse.

Mit dem kompletten Wegfall der Corona-Hilfen ist für 2023 eine wesentliche Belastung der Wirtschaftlichkeit zu erwarten! Die Energiekostenhilfen nach § 26f KHG werden in vielen Fällen nur teilweise kompensatorisch wirken. Sie entsprechen aber immerhin nach der Modifikation des § 26f KHG – abgegrenzt auf das Jahr 2023 – ca. 3-5 % des DRG-Erlösvolumens.

Die Kostenentwicklung im Jahr 2022 zeigt ein differenziertes Bild:

Eine signifikante Zunahme der Kosten aufgrund von Inflation, insbesondere im Bereich Medizinbedarf und Energie, führte zu einem vergleichsweise leichten Anstieg der Materialaufwandsquote auf 24,6 % (gegenüber 23,8 % im Vorjahr). Entgegen den Befürchtungen wirkten sich höhere Energiepreise im Jahr 2022 in unserem Mandantenportfolio nicht signifikant stark aus. Eine beträchtliche Zahl der Krankenhäuser war 2022 von kurzfristigen Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten aufgrund langfristiger Energieverträge nicht betroffen.

Die Personalaufwandsquote hingegen sank von 61,5 % im Jahr 2021 auf aktuell 60,9 %, obwohl nach unserer Wahrnehmung der Personaleinsatz grundsätzlich beibehalten oder erhöht wurde. Der unter den Erwartungen liegende Anstieg der Personalkosten ist zu relativieren, da parallel dazu erhöhte Aufwendungen für Fremdpersonal anfielen, die im Materialaufwand ausgewiesen werden.

Die Ergebnissituation unserer Mandanten im Jahr 2022 ähnelt der des Vorjahres. Über die Hälfte der Krankenhäuser (52 %) erzielte ein positives Jahresergebnis, während 21 % ein ausgeglichenes Ergebnis und 27% ein negatives Ergebnis verzeichneten. Dies bedeutet einen geringeren Anteil an Krankenhäusern mit Verlusten im Vergleich zu 2021 (29%).

Die durchschnittliche Umsatzrendite stieg von 0,4 % im Jahr 2021 auf 0,7 % in 2022. Angesichts dieser jeweils geringen Margen wird offenkundig, dass jede weitere finanzielle Belastung, d. h. jedes weitere Auseinanderklaffen der Erlös-Kosten-Schere zu einem Kippen des Ergebnisses führen kann. Immerhin ist festzustellen, dass 2022 die große Bandbreite unserer Mandanten ihre Krankenhäuser trotz schwieriger Bedingungen noch erfolgreich durch diese herausfordernde Zeit führen konnten.

Wichtig ist anzumerken, dass unser Mandantenportfolio hauptsächlich aus frei-gemeinnützigen Trägern besteht, während private oder öffentliche Krankenhäuser unterrepräsentiert sind.

Für die wirtschaftliche Entwicklung der Krankenhäuser 2023 wird, wie oben ausgeführt, eine weitere Verschlechterung der Ergebnissituation erwartet.

Falls Sie Interesse an einem detaillierten wirtschaftlichen Benchmarking für Ihr Krankenhaus oder Ihre sozialwirtschaftliche Einrichtung haben, finden Sie nähere Informationen auf unserer Homepage. Gerne stehe ich Ihnen für weitere Fragen zur Verfügung. Jetzt Kontakt aufnehmen!