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Tag der Pflege in Corona-Zeiten

Die Bedeutung von professioneller Pflege nimmt in der Corona-Krise Fahrt auf

Der Tag der Pflege am 12. Mai soll an die Bedeutung der professionellen Pflege für Menschen auf der ganzen Welt erinnern. Gerade jetzt im Zuge der Bekämpfung des neuartigen Corona-Virus (SARS-CoV-2) nimmt die Arbeit von professionell Pflegenden weltweit an Bedeutung zu, denn mit den steigenden Infektionszahlen steigen auch die beruflichen Anforderungen an professionell Pflegende, die in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen die zu Pflegenden vor dem Virus schützen und im Infektionsfall pflegen bzw. heilen müssen. Mittlerweile haben sich über vier Millionen Menschen weltweit mit diesem neuartigen Virus infiziert. In Deutschland sind es inzwischen über 170.000 Menschen, bei denen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden konnte. Ungefähr 7.500 von ihnen sind bereits an den Folgen der Infektion hierzulande gestorben. Gemäß den Aussagen der Virologen ist das neuartige Virus hochinfektiös und kann insbesondere bei älteren Menschen, bei stark adipösen Menschen oder auch bei Menschen mit Vorerkrankungen, wie etwa Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder der Lunge, zu einem schweren Krankheitsverlauf führen.

Unter Betrachtung der bereits schon vor der Corona-Krise vorherrschenden gestiegenen Arbeitsbelastungen für Pflegekräfte in deutschen Pflegeeinrichtungen stellt SARS-CoV-2 nun eine zusätzliche Belastung für das Pflegepersonal dar.

So leben in der stationären Langzeitpflege Menschen, die für einen schweren Krankheitsverlauf mit dem neuartigen Virus prädestiniert sind. Etwa 87 % der in Deutschland an COVID-19 verstorbenen Menschen waren 70 Jahre alt oder älter (vgl. www.rki.de). Zudem verdeutlicht eine Studie der London School of Economics, dass jeder zweite Todesfall durch das Coronavirus aus einer Pflegeeinrichtung gemeldet wird (vgl. www.lse.ac.uk). Die Untersuchung bezieht sich auf fünf europäische Länder:

  • Italien,
  • Spanien,
  • Irland,
  • Belgien und
  • Frankreich.

Kennzahlen aus deutschen Pflegeeinrichtungen sind nicht in die Studie einbezogen worden. Dennoch wird das Risiko bei älteren und pflegebedürftigen Menschen, sich mit dem Corona-Virus anzustecken und daran zu versterben, deutlich.

Mit der steigenden Zahl der infizierten Pflegebedürftigen steigt demnach auch das Risiko für das Pflegepersonal, sich selbst anstecken zu können.

So sind die professionell Pflegenden angehalten, die Hygienevorschriften strikt einzuhalten und jeden Bewohner und seinen Angehörigen gemäß den Vorschriften beispielsweise zur Händehygiene oder etwa zur korrekten Anwendung von Schutzkleidung zu unterweisen. Jedoch sind Unterweisungen dieser Art vor der Corona-Krise keine gängige Praxis gewesen, so dass diese Maßnahmen zusätzlich zu den pflegerischen Tätigkeiten erbracht werden müssen.

Pflegeeinrichtungen, die bereits vom Corona-Virus betroffen sind, müssen ihre Prozesse an die neuen Gegebenheiten anpassen und damit auch vom Pflegepersonal die notwendige Akribie, z. B. bei der Händehygiene, einfordern, um Infektionsketten zu unterbrechen und damit weitere größere Ausbrüche in der Pflegeeinrichtung zu verhindern. Um diesen neuen Anforderungen bei den derzeitigen Personalschlüsseln allerdings gerecht zu werden, sind Pflegeeinrichtungen im Falle eines Virenbefalls mit SARS-CoV-2 auf deutlich mehr Personal angewiesen. So können stationäre Pflegeeinrichtungen gemäß § 150 SGB XI Kostenerstattungsansprüche im Zuge gestiegener Personalkosten geltend machen. Diese Geltendmachung ist bis zum 30.09.2020 befristet. Es ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt davon auszugehen, dass auch nach Ablauf der Frist noch Bedarf an zusätzlichem Personal bestehen wird, das die Vorgaben des RKI zur Prophylaxe neuer Infektionen umzusetzen weiß.

Den zusätzlichen Bedarf an Pflegepersonal in der stationären Langzeitpflege macht neben der Corona-Krise nun auch der zweite Zwischenbericht des Projektes zur „Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Verfahrens zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben gemäß § 113c SGB XI (PeBeM)“ deutlich. So kam in der Studie heraus, dass bundesweit ein Mehrbedarf an Pflegeassistenzkräften von 68,9 % vorliegt. Der Mehrbedarf an Pflegefachkräften liegt hingegen bei 3,5 %. Insgesamt liegt also ein Mehrbedarf an Pflegepersonal von 72,4 % vor – und diese Ergebnisse wurden bereits vor Ausbruch des Corona-Virus in Deutschland ermittelt. 

Mit dem Tag der Pflege sollte demnach nicht mehr nur an die Bedeutung von professioneller Pflege erinnert, sondern weit mehr noch an bessere Arbeitsbedingungen für professionell Pflegende im Kampf gegen das Virus angeknüpft werden.