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Daseinsvorsorge vs. Wirtschaftliche Schieflage

Kommunale Kliniken und ihre Träger in der Krise

Der wirtschaftliche Negativtrend in der Krankenhausbranche verstärkt sich immer weiter: Laut DKI-Krankenhausbarometer erwarten 79 % aller Krankenhäuser für 2024 einen Jahresfehlbetrag. Die stationären Fallzahlen sind weiterhin nicht auf „Vor-Corona-Niveau“. Parallel wurde nicht nur im Pflegedienst, sondern auch in weiteren medizinisch tätigen Dienstarten, Personal aufgebaut und die Tarifsteigerungen bisher nicht auskömmlich refinanziert. 

Folglich steigt seit 2023 die Anzahl der Krankenhausinsolvenzen sichtbar an. Auffällig ist, dass insbesondere Häuser freigemeinnütziger Träger von Insolvenzen betroffen sind. Kommunale Krankenhäuser waren bisher hingegen eher unterrepräsentiert.

Die Vermutung liegt nahe, dass viele kommunale Häuser in wirtschaftlicher Schieflage bisher durch zusätzliche Gesellschaftermittel eine Insolvenz abwenden konnten. Viele kommunale Häuser weisen nichtsdestotrotz einen Sanierungsbedarf auf und werden sich in Zeiten des wirtschaftlichen Drucks und politischen Umbruchs nicht ohne Weiteres eigenständig tragen können. 

Nach einer Befragung des deutschen Landkreistages unter seinen Mitgliedern wendeten allein die Landkreise im Jahr 2024 rd. 3 Mrd. € auf, um das wirtschaftliche Überleben ihrer Krankenhäuser zu sichern. Bei Hochrechnung dieses Wertes anhand des Einwohnerverhältnisses der Landkreise und Städte, ergäbe sich damit ein Volumen von mindestens 4,5 Mrd. € für die kommunalen Krankenhäuser. 

Dies entspräche einem Volumen von rd. 20.000 € pro Bett. Die exakte Höhe der Unterstützung aus kommunalen Kassen bleibt aufgrund der dezentralen Erfassung jedoch eine Dunkelziffer. Unter der Wasserlinie des Insolvenz-Eisberges ist von einer erheblichen Anzahl von Sanierungsfällen unter den öffentlichen Krankenhäusern auszugehen. 

Die aktuelle gesamtwirtschaftliche Entwicklung führt öffentliche Haushalte vielerorts an die Belastungsgrenze: Der Deutsche Landkreis- und der Deutsche Städtetag prognostizieren für 2024 Rekorddefizite der öffentlichen Haushalte. Darüber hinaus sind Ende 2024 in vielen Landkreisen die noch vorhandenen Rücklagen nahezu vollständig aufgebraucht. 

Verteilungskämpfe um Haushaltsmittel werden also deutlich zunehmen. Zudem zeichnet sich in zwei aktuellen Klagen gegen die bisherige Praxis der Subventionierung öffentlicher Häuser ab, dass die Zulässigkeit dieses Vorgehens erneut überprüft wird. 

Das Insolvenzrisiko kommunaler Krankenhäuser ist aktuell maßgeblich mit der Haushaltslage der Träger und der politischen Willensbildung verbunden. Kommunale Krankenhäuser können und dürfen sich in diesen Zeiten auf keinen Fall auf die sichere Rettung durch den Träger verlassen. 

Eine frühzeitige, strategische Neuausrichtung mit Ziel der Konsolidierung und der Fokussierung auf eigene Stärken bis hin zu Kooperation und Fusion ist geboten. Wir unterstützen Sie gern bei der Analyse ihrer Stärken und der Erarbeitung einer zukunftssicheren Strategie. Sprechen Sie uns gerne an!

Quelle der Grafik: Insolvenzportal NRW & Presseberichterstattung – Stand 28.02.2025. Hinweis 01.2025: Allein durch die Insolvenz der DRK-Träger in RLP waren im Dezember 2024 bzw. Februar 2025 insgesamt 11 Standorte betroffen.  – Berücksichtigt wurden alle im Portal eröffneten Insolvenzverfahren Hinweis: Zwischen Eröffnung des Insolvenzverfahrens, Presseberichterstattung und Veröffentlichungen im Insolvenzportal kann es z.T. zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen kommen * Kliniken umfassen alle Träger von Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen gemäß Krankenhausverzeichnis 2021