Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser ist alarmierend. Steigende Kosten, sinkende Leistungsvolumina und eine unzureichende Finanzierung setzen die Branche zunehmend unter Druck. Besonders kritisch ist die Liquiditätslage: Mehr als 40 % der Häuser berichten von akuten Finanzierungsschwierigkeiten; die Zahl der Insolvenzen wird sich voraussichtlich weiter erhöhen. Die Unsicherheit in der politischen Ausrichtung nach der vorgezogenen Bundestagswahl ist größer als zuvor. Die Ausarbeitung der Verordnungen zum Krankenhausversorgungsverbesserungsge-setzes (KHVVG) ist noch unzureichend. Dies sorgt für erhebliche Unsicherheiten in der Branche: Strategische Entscheidungen müssen unter unsicheren Rahmenbedingungen getroffen werden.
Medizinkonzept als entscheidender Faktor
Die Krankenhausreform mit der Einführung der Leistungsgruppen und der Neustrukturierung der Finanzierung stellt Kliniken vor große Herausforderungen. Auch wenn einzelne Bundesländer bereits mit der Umsetzung begonnen haben, bleibt die praktische Umsetzung doch meist noch unklar und sorgt für Unsicherheit. Das KHVVG zwingt Krankenhäuser zu strategischen Entscheidungen, ohne dass klare finanzielle und strukturelle Leitlinien vorliegen. Besonders die Ermittlung des Vorhaltebudgets ab 2027 sorgt für Unsicherheit, da das Jahr 2025 mit den erbrachten Leistungsmengen entscheidend für die künftige Finanzierung ist. Auch die krankenhausinterne Schlüsselung der Fälle spielt dabei eine wesentliche Rolle. Erste Klageverfahren gegen die Leistungsgruppen-Zuordnung in NRW sind bereits anhängig. Die zukünftige Finanzierung der Krankenhäuser wird maßgeblich davon abhängen, welche Leistungsgruppen zugewiesen und in welchem Umfang diese finanziert werden. Viele Kliniken stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Die Zahl der Insolvenzen wird 2025 voraussichtlich weiter steigen, da finanzielle Reserven weitgehend aufgebraucht sind. Während Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft bisher von Haushaltsausgleichen profitieren konnten, stehen diese Mittel zunehmend nicht mehr zur Verfügung. Besonders kleinere und spezialisierte Häuser sehen sich einem hohen wirtschaftlichen Risiko ausgesetzt. Der Umsatzanstieg beträgt im Jahr 2024 nur noch 2,7 %, während die nicht ausreichend refinanzierte Steigerung der Personalkosten das Jahresergebnis vollständig aufzehrt. Zwei von drei Krankenhäusern geben an, dringend notwendige Modernisierungen nicht finanzieren zu können. Besonders betroffen sind Investitionen in Gebäudeinstandhal-tung, Medizintechnik und Digitalisierung.
Transformationsfonds: Hoffnung oder Illusion
Der 50-Milliarden-Euro-Transformationsfonds soll strukturelle Reformen unterstützen – darunter die Konzentration der akutstationären Versorgung, den Abbau von Doppelstrukturen und Investitionen in Digitalisierung. Ob die Mittel jedoch ausreichen werden und wie sie genau eingesetzt werden können, ist derzeit noch ungewiss. Eine zielgerichtete und zügige Umsetzung ist essenziell, um den Reformdruck auf die Kliniken nicht noch weiter zu verschärfen.
Rückgang des Leistungsvolumens – Ursachen und Auswirkungen
In der COVID-19-Pandemie ist das Leistungsvolumen durch Bettenfreihaltungen, Stationsschließungen etc. um rund. 15 % gesunken; heute liegt es immer noch um rund. 11 % unter dem Vor-Pandemie-Niveau des Jahres 2019. Trotz nachhaltig gesunkener Leistung wurden die Personalkapazitäten bisher kaum angepasst, die Produktivität ist somit gesunken. Aktuell ist nicht davon auszugehen, dass das stationäre Leistungsvolumen wieder nachhaltig steigen wird. Der Trend geht hin zu einer verstärkten Ambulantisierung: Der Katalog für ambulantes Operieren wird stetig ausgeweitet, ebenso der Katalog der Hybrid-DRGs. Und ob das Produktivitätsniveau wieder auf das Niveau von 2019 gesteigert werden kann, ist ebenfalls fraglich. Hier spielen geänderte arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen ebenso wie geänderte Ansprüche eine Rolle. All dies wirkt sich erheblich auf die Wirtschaftlichkeit aus.
Die Krankenhausreform, insbesondere die Leistungsgruppensystematik mit Mindestmen-gen wird für viele kleinere und mittlere Krankenhäuser den Leistungsrückgang weiter ver-stärken. Fachkräftemangel und fehlende finanzielle Mittel für Digitalisierung und Innovatio-nen, verschärfen die Lage: eine weitere Marktbereinigung ist absehbar (und politisch ge-wollt).
Zentrale Ergebnisse in Zahlen:
- 79 % der Krankenhäuser erwarten 2024 ein Defizit, im Vergleich zu 61 % im Vorjahr.
- Das Leistungsvolumen lag 2023 mit 17,2 Millionen Fällen um 11,4 % unter dem Niveau von 2019.
- Die Bettenauslastung beträgt nur noch 71 % – wirtschaftlich tragfähig wären min-destens 85 %.
- 66 % der Häuser haben Probleme, dringend notwendige Investitionen zu finanzie-ren.
- Jedes vierte Krankenhaus (25 %) sieht sich in den kommenden zwölf Monaten von Insolvenz bedroht.
- Steigende Personalkosten belasten die Ergebnisse, bei einem durchschnittlichen Anstieg von 8,7 % pro Jahr.
Die Angaben stammen aus dem Curacon-Branchenreport Krankenhaus (März/2025). Mehr erfahren!