Neuigkeiten

Fusionen und Kooperationen

Die Rolle der IT

Fusionen und Kooperationen nehmen immer mehr zu! Die Marktdynamik scheint auch in Zukunft ungebremst. Die damit einhergehende notwendige Zusammenführung der kaufmännischen und medizinischen Daten lässt die Auswirkungen auf die IT bereits erahnen. Eine Neuausrichtung der IT ist gefordert und bietet neue Chancen.

Bewegung in den Branchen

Im Jahr 2024 ist die Anzahl der Zusammenschlüsse von Einrichtungen noch einmal deutlich im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Treiber für diese Entwicklung sind Trägerwechsel, Umwandlungen und eine hohe Zahl neuer Kooperationen, die bei Krankenhäusern zum Beispiel im Zuge des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) stattfinden. Bei der Umsetzung derartiger Zusammenführungen gilt es allerdings, zusätzlich zu den strategisch wichtigen Aspekten – Festlegung des fachlichen Zielbildes, Klärung der Standortfrage und Personalplanung – auch die Sekundär- und Tertiärbereiche – etwa Küche, Reinigung, Administration, Apotheke, Labor und Einkauf – mit in den Fokus zu nehmen.

Aufgaben der IT bei Fusionen und Kooperationen

Eine in Zeiten der Digitalisierung auch strategisch entscheidende Rolle kommt bei Fusionen und Kooperationen der IT zu. Man wird davon ausgehen müssen, dass bei den beteiligten Partnern zumindest zum Teil unterschiedliche IT-Strukturen vorhanden sind. Bei der Anwendungssoftware im administrativen Bereich betrifft dies in erster Linie die Finanzbuchhaltungs- und Materialsysteme, auf fachlicher Ebene etwa das Krankenhausinformationssystem (KIS) oder das Heiminformationssystem (HIS). Zumindest eine Verknüpfung dieser Anwendungsprogramme und der mit ihnen verarbeiteten Daten, besser noch ihre Überführung in eine einheitliche und kohärente Systemlandschaft ist zwingend notwendig, weil unternehmenskritisch. Weitere wesentliche Aufgabenbereiche sind insbesondere die zukünftige Organisation des IT Personals, die Gestaltung des Supports sowie der Aufbau des Rechenzentrums (RZ). Auch in den Verwaltungsbereichen der IT sind übergreifende Anforderungsbereiche zu finden, so z. B. Soft- und Hardware-Beschaffungen, Vereinheitlichung des Vertragswesens, Nutzung eines einheitlichen Ausschreibungswesens auf Grundlage einer gemeinsamen Bedarfsermittlung und Pflichtenhefterstellung, Einführung übergreifender IT-Standards und Richtlinien. Neben den genannten strategischen Gesichtspunkten liegt hier auch ein relevantes Potenzial für Kosteneinsparungen bzw. die Steigerung der Wirtschaftlichkeit.
 

Angesichts dieser Aufgaben und Anforderungen sind die folgenden wesentlichen Fragen zu klären:

  • Wie und in welchem System werden die Finanzbuchhaltungsdaten konsolidiert?
  • Wie erfolgt die Zusammenführung der fachlichen Daten?
  • Lässt man mehrere KIS oder HIS zu oder entscheidet man sich für ein führendes System?
  • Wie gestaltet man das Rechenzentrum mit seinen Systemen?
  • Wie ist die zukünftige IT-Organisation sowie die Zuordnung des IT-Personals geplant?
  • Welche Rolle spielt IT-Outsourcing im Zuge der Fusion oder Kooperation?
  • Mit welchen Investitionen und Kosten muss gerechnet werden?
  • Wie sieht die zeitliche Planung aus?

Zur Beantwortung dieser Fragestellungen bedarf es einer strukturierten Projektplanung und -abwicklung,die in den folgenden drei Phasen verläuft.
 

Projektphasen einer IT-Strategie

Die elementare erste Phase ist die Durchführung einer Due-Dilligence-Prüfung zur Erhebung des Status quo der IT. Dies ist ein ein umfassender Prüfprozess, der vor dem Kauf eines Unternehmens oder einer Immobilie durchgeführt wird, um die Stärken, Schwächen und Risiken des Objekts zu analysieren. Hierbei werden die wesentlichen Bereiche wie Applikationen, Systeme und Infrastruktur, Organisation und Personal sowie die Finanzen und Projekte erfasst. Für ein umfassendes Bild sollten neben der Geschäftsführung sowohl die IT als auch selektive Fachabteilungen einbezogen werden. Ziel der zweiten Phase ist die Ableitung einer fundierten Soll-Konzeption mit entsprechenden Zielbildern sowie einer Kosten-Nutzen-Betrachtung für die zentralen Bereichen der IT. Dazu gehören insbesondere die IT-Aufbau- und -Ablauforganisation inklusive Personalstruktur, die Anwendungslandschaft und die IT-Basistechnologien inklusive Cloud-Technologien. Eine Gegenüberstellung mit Best-Practice-Beispielen und vergleichbaren IT-Benchmarks helfen dabei, marktkonforme Ziele zu formulieren. Den Abschluss des Projekts bildet eine detaillierte Maßnahmenplanung, die die Lücken zwischen Ist- und Soll-Zustand schließt. Diese Planung umfasst auch eine langfristige Investitions- und Kostenabschätzung, um der Wirtschaftlichkeit Rechnung zu tragen.

FAZIT

Übernahmen, Fusionen und Kooperationen stellen heutzutage die Normalität in den Branchen dar. Mit ihren hochspezialisierten Systemen und unternehmenskritischen Daten spielt die IT als wesentliche Unternehmensfunktion in Zeiten der Digitalisierung dabei eine herausragende Rolle. Umso wichtiger ist es, die IT von Anfang an bei Fusions- und Kooperationsvorhaben zu berücksichtigen und konzeptionell zu planen. Damit wird sichergestellt, dass eine durchgängige Datenmigration, die Vereinheitlichung von Sicherheitsstandards und die erforderliche Integration von Applikationen und Plattformen die Grundlage für eine erfolgreiche Unternehmenszusammenführung bilden.

Dieser Artikel stammt aus unserem Mandantenmagazin Curacontact, das 4 x im Jahr aktuelle Themen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft, für Öffentlichen Sektor und Kirche aufbereitet. Interesse? Jetzt kostenlos abonnieren!