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Nachhaltigkeit in Verwaltungssystemen

Einsparpotenziale erkennen

Nachhaltigkeitscontrolling ist oft unzureichend integriert, was Steuerung und Umsetzung erschwert. Unternehmen arbeiten mit heterogenen Systemen und fehlenden Schnittstellen oder erfassen Daten analog. Erst durch einheitliche Datenstandards und integrierte Systeme lassen sich ökologische und soziale Verantwortung effektiv messen und steuern.

Nachhaltigkeit als Steuerungsherausforderung

Viele soziale und gesundheitliche Einrichtungen stehen vor der Aufgabe, Nachhaltigkeit nicht nur umzusetzen, sondern auch messbar und steuerbar zu machen. In der Praxis zeigt sich jedoch: Nachhaltigkeitscontrolling ist oft fragmentiert und unzureichend integriert. Unterschiedliche Datenquellen, manuelle Prozesse und fehlende Schnittstellen, z. B. zwischen Facility Management, Personal- und Rechnungswesen, erschweren die Erhebung einer belastbaren Datengrundlage. Die Folge: ESG-Ziele lassen sich nicht zuverlässig planen, messen oder berichten.

Steigender Druck durch Regulatorik, Banken und Öffentlichkeit

Auch wenn auf EU-Ebene derzeit Vereinfachungen der europäischen Berichtsstandards diskutiert werden, ist davon auszugehen, dass zentrale Kennzahlen weiterhin verpflichtend bleiben. Der Druck zur Offenlegung belastbarer ESG-Daten nimmt zu, nicht nur für CSRD-berichtspflichtige, sondern auch für nicht berichtspflichtige Unternehmen. Anforderungen von Banken, Stakeholdern und der Gesellschaft erhöhen den Bedarf an Transparenz und Datenqualität. Umso wichtiger ist es, frühzeitig Datenanforderungen zu analysieren und geeignete Strukturen als Grundlage für eine Berichterstattung aufzubauen, um externe Erwartungen erfüllen und die eigenen Betriebskosten senken zu können. Ohne integrierte Controlling-Strukturen entstehen Informationslücken, die langfristig die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit schwächen.

Nachhaltigkeit als strategischer Erfolgsfaktor

In der Gesundheits- und Sozialwirtschaft stehen die Menschen im Mittelpunkt. Gerade im Personalbereich können Unternehmen auf bereits vorhandene Datenerfassungsstrukturen aufbauen. Zentrale Steuerungsgrößen sind die Personalfluktuation, die Anzahl der Fortbildungsstunden, der Gender Pay Gap oder die Zufriedenheit von Patient:innen und Bewohner:innen. Die Erhebung von Umweltdaten ist aufwendiger, bietet jedoch erhebliches Einsparpotenzial, insbesondere wenn Verbräuche zentral erfasst werden, z. B. der Energie- und Wasserverbrauch, Abfallmengen und CO2-Emissionen. Fehlen geeignete Steuerungsinstrumente, drohen:

  • Finanzierungsrisiken (ungünstige Konditionen),
  • Herausforderungen bei der Personalgewinnung,
  • ineffiziente Ressourcennutzung,
  • Probleme bei der Erfüllung gesetzlicher Berichtspflichten.

Vom IST-Zustand zur umsetzbaren Steuerung

Ein wirksames Nachhaltigkeitscontrolling umfasst mehr als eine Datensammlung. Es erfordert vielmehr strukturierte Prozesse entlang des gesamten Nachhaltigkeitsprozesses. Notwendig sind dafür:

  • einheitliche Datenstandards und klare Zuständigkeiten,
  • automatisierte Schnittstellen zu operativen Systemen,
  • regelmäßige Qualitätssicherung,
  • Integration in bestehende Controlling-Prozesse.

Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel von Nachhaltigkeit, IT und Controlling – abgestimmt auf die Anforderungen des jeweiligen Unternehmens – anhand der folgenden Prozessschritte:

Datenerhebung und GAP-Analyse: Bestehende: 

Daten müssen erfasst, Lücken identifiziert und Zuständigkeiten für die Datenbeschaffung festgelegt werden, unter Berücksichtigung bestehender IT-Strukturen.

Strategieentwicklung und Kennzahlen: 

Auf Basis einer Wesentlichkeitsanalyse können relevante Themenfelder identifiziert sowie geeignete Maßnahmen und Kennzahlen abgeleitet werden. Diese bilden die Grundlage für eine strategische Steuerung der Nachhaltigkeit, z. B. im Hinblick auf Energieeffizienz oder Personalentwicklung.

Digitalisierung und Prozessoptimierung: 

Die Integration von ESG-Daten in bestehende Controlling-und ERP-Systeme sowie die Automatisierung relevanter Schnittstellen ermöglichen eine effiziente Datennutzung im Alltag. Zur systematischen Verankerung von Nachhaltigkeitszielen können bestehende Steuerungsmodelle, beispielsweise durch die Integration in eine Sustainability Balanced Scorecard, gezielt erweitert werden.

FAZIT

Nachhaltigkeit entfaltet ihre Wirkung, wenn sie in belastbare Daten und integrierte Systeme überführt wird. ESG-Kennzahlen und nahtlose Schnittstellen bilden das Fundament für eine vorausschauende Steuerung im Gesundheits- und Sozialwesen. So wird soziale und ökologische Verantwortung messbar und transparent und Nachhaltigkeit zu einem strategischen Hebel. Richtig gesteuert bedeutet Nachhaltigkeit nicht nur, Haltung zu zeigen, sondern auch Einsparpotenziale zu erkennen und unternehmerischen Mehrwert zu schaffen.

Dieser Artikel stammt aus unserem Mandantenmagazin Curacontact, das 4 x im Jahr aktuelle Themen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft, für Öffentlichen Sektor und Kirche aufbereitet. Interesse? Jetzt kostenlos abonnieren!