Neuigkeiten

Nachhaltigkeit präsent –

aber häufig noch nicht begonnen

Das Thema Nachhaltigkeit erfährt aktuell nicht nur eine hohe mediale Präsenz, auch bei den Teilnehmer:innen des Curacon Nachhaltigkeitschecks ist die Aufmerksamkeit für die Thematik groß. Die Ergebnisse des Checks zeigen aber auch, dass im April 2023 ein Großteil der Unternehmen bislang noch nicht die notwendigen Schritte eingeleitet hat, um die Thematik im erforderlichen Umfang strategisch zu verankern.

Unmittelbare und mittelbare Berichtspflichten sind zu berücksichtigen

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit wird für alle Unternehmen unabhängig von einer Berichtspflicht in naher Zukunft unumgänglich werden. Für Unternehmen ist deshalb zuerst die Information wichtig, ob sie von den regulatorischen Rahmenbedingungen (vgl. S. 4 –6) betroffen sind. Wenn die Regulatorik im individuellen Fall noch keine Berichtspflicht vorsieht, sollten Unternehmen dennoch prüfen, ob darüber hinaus eine mittelbare Berichtspflicht, etwa von Banken, Versicherer oder potenziellen Mitarbeitenden zu erwarten ist.

Insbesondere die möglichen Auswirkungen auf die Arbeitgeberattraktivität und die Konditionen der Kreditvergabe sollten auch diejenigen Unternehmen im Blick behalten, die nicht unter die gesetzliche Verpflichtung fallen, da in Zukunft nicht nur mit einer Ausdehnung der Berichtspflicht zu rechnen ist, sondern diese auch von bestimmten Stakeholder-Gruppen (Banken, Mitarbeitenden, Klient:innen, Geschäftspartner:innen) eingefordert werden wird.

Trotz steigender Erwartung – erst 15 % in konkreter Umsetzung von Nachhaltigkeit

Im April 2023 haben bereits über 163 Teilnehmer:innen am Nachhaltigkeitscheck der Curacon teilgenommen. Hierbei zeigt sich, dass 52 % der Befragten angeben, unter die Pflicht der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu fallen.

Es ist deutlich zu erkennen, dass die Thematik von den Teilnehmer:innen von 84 % aller Stakeholder als hochgradig relevant wahrgenommen wird. Ein vergleichbar starkes Interesse an der Berücksichtigung von Nachhaltigkeit zeigt sich bei der Stakeholder-Gruppe der Mitarbeitenden, von denen 71% die Thematik als besonders relevant empfinden. Im Vergleich zum Stand der Befragungsergebnisse im September 2022 haben sich die Erwartungen dieser Stakeholder-Gruppe damit deutlich erhöht. Diese Tendenz zeigt sich auch bei den Teilnehmer:innen des Checks: Mehr als jeder Vierte gibt dort an, sich mit konkreten Nachhaltigkeitserwartungen der relevanten Stakeholder-Gruppen konfrontiert zu sehen. Eine besondere Bedeutung geht hierbei von der Stakeholder-Gruppe der Banken aus: 

Circa 20 % der Teilnehmer:innen des Checks gaben an, mit konkreten Forderungen der Banken in Bezug auf die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit konfrontiert zu sein. Auch dieser Trend weist mit circa 45 % einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zum September des Vorjahres auf.

Die Ergebnisse des Checks zeigen aber auch, dass trotz der wachsenden Forderungen erst 15 % der Unternehmen die Thematik konkret angegangen sind. Weitere 42 % planen zwar die Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Organisation, doch geben zugleich 36 % der Teilnehmer:innen an, sich bislang nicht mit der Thematik auseinandergesetzt zu haben.

Energieeffizienz und Kosteneinsparungen als starke Treiber der Nachhaltigkeit

Trotz der bislang zögerlichen Umsetzung der Nachhaltigkeit bei den Teilnehmer:innen des Checks formulieren diese klare Erwartungen an die Effekte, die aus den Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit resultieren sollen. Die Erwartungen an eine gestiegene Energieeffizienz (71 %) und Kosteneinsparungen allgemein (55 %) wurden hierbei besonders häufig genannt, aber auch die Erwartungen an eine hohe Mitarbeiterbindung und gesteigerte Arbeitgeberattraktivität (42 %) sowie ein steigendes Verantwortungsbewusstsein bei Investitionen (40 %) sind wesentliche Motive für nachhaltige Aktivitäten. 

Vor dem Hintergrund der EU-Taxonomie erfahren somit die Dimensionen Environment (Umwelt) und Social (Soziales) eine besondere Berücksichtigung im Vergleich zur Dimension Governance (Unternehmensführung). Dies weist auf eine mögliche Ungleichgewichtung der innerhalb der Taxonomie gleich gewichteten Dimensionen hin.

Nachhaltigkeitsziele bislang nur wenig mess- und überprüfbar

Neben den Erwartungen an die Effekte eines vermehrt nachhaltigen Handelns weisen die Ergebnisse des Checks auch darauf hin, dass nur 10 % der Teilnehmer:innen anhand von Kennzahlen die individuellen Nachhaltigkeitsziele messen und überprüfen.

Die vorhandenen Messungen umfassen in der Regel ein rudimentäres Energiemonitoring, die Hochrechnung von CO2-Emissionen, den Einsatz von Energie und die allgemeinen Verbräuche einzelner Energieträger. Die Messungen werden bei den Teilnehmer:innen, die bereits die eigenen Ziele messen und überprüfen, überwiegend als Soll-Ist-Vergleiche (73 %), als einzelne Kennzahlen (64 %) oder im Rahmen des Projektcontrollings (55 %) erhoben. Lediglich 36 % geben an, die Ziele mittels Kennzahlensystem zu überprüfen.

Die noch unterentwickelte Verbreitung von Kennzahlensystemen gibt damit Hinweise auf die globalen Herausforderungen der Nachhaltigkeit innerhalb der Organisationen. Einerseits sind diese von Unsicherheiten über die aus Unternehmersicht wesentlichen Dimensionen der Thematik begleitet. Andererseits herrscht Unklarheit darüber, welche Kennzahlen aus Sicht der Stakeholder erhoben werden sollen oder müssen.

Hierdurch verlieren die bereits existenten, nachhaltigkeitsbezogenen Aktivitäten innerhalb der Organisationen deutlich an Schlagkraft, da sie als einzelne Maßnahmen nicht koordiniert stattfinden und damit auch nicht zur Erreichung der strategischen Nachhaltigkeitsziele beitragen können.

Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit in Unternehmen sollte als obligatorische Chance verstanden werden, um die Beziehungen zu Stakeholdern zu pflegen und langfristig zu stärken. 

– Dr. Christian Heitmann Experte für nachhaltige Versorgungskonzepte und Medizinstrategien

Fazit

Aufgrund der wachsenden Erwartungen relevanter Stakeholder-Gruppen haben viele Unternehmen die Notwendigkeit erkannt, ihre nachhaltigen Aktivität auszuweisen. Dennoch setzen erst 15 % der Teilnehmer:innen die Thematik konsequent in der eigenen Organisation um. Einem Großteil der Unternehmen fehlt es neben adäquaten Messinstrumenten an der Möglichkeit, einzelne Maßnahmen und Handlungsfelder strategisch zu verbinden.

Übrigens: Alle wichtigen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und einen Überblick über die nächsten Schritte haben wir Ihnen zusätzlich zusammengefasst. Mehr erfahren!

Sie wissen nicht, ob Sie berichtpflichtig sind? Kein Problem: Mit unserem kostenlosen Nachhaltigkeits-Check finden Sie es mit nur 7 Fragen heraus. Sie sind berichtspflichtig und wissen nicht wie Sie vorgehen sollen und welche Handlungsfelder Sie betrachten müssen? Auch helfen wir Ihnen gerne mit unserem ESG-Radar.

Dieser Artikel stammt aus unserem Mandantenmagazin Curacontact, das 4 x im Jahr aktuelle Themen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft, für Öffentlichen Sektor und Kirche aufbereitet. Interesse? Jetzt kostenlos abonnieren!

Erfahren Sie auch mehr zu unserer Mandantenzeitschrift Curacontact.