Neuigkeiten

Sozialimmobilien

Ein schlafender Riese in punkto CO₂-Reduktion

Das Thema „Klimakrise“ nimmt immer stärker Fahrt auf und hat eine sehr hohe gesellschaftliche Relevanz. Die Bestandsgebäude sind häufig veraltet, energetisch ineffizient aufgestellt und weisen die höchsten Potenziale zur Reduzierung der CO₂-Emissionen auf. Welche Investitionshemmnisse und Lösungsansätze bestehen?

Die deutschen Treibhausgasminderungsziele sind in der Änderung des Klimaschutzgesetzes vom August 2021 bis 2040 verbindlich festgelegt. Die Unternehmen der Sozialwirtschaft verstehen sich als wichtiger gesellschaftlicher Mitgestalter bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen, insbesondere bei der Sicherstellung von Klimaschutzzielen.

Ohne investive Maßnahmen können Energieeinsparungen im Schnitt von 10 bis 20 % der Jahresenergiekosten realisiert werden. Zu empfehlen ist zu diesem Zweck die Etablierung von konkreten Leitlinien und Zielformulierungen zur Energieeinsparung und Nachhaltigkeit sowie von Klimaschutzzirkeln oder Arbeitsgruppen zur Schaffung von nachhaltigen Betriebsabläufen (wie z. B. zur Umstellung auf Mehrweg-/Recycling-Produkte).

100.000 Sozialimmobilien – veraltet und energetisch ineffizient

Es sollte eine Überprüfung des Status quo und eine strukturierte Erfassung der Energieträger und deren Verbräuche erfolgen. Auch niederschwellige Änderungen im Nutzerverhalten können zur Reduktion von Energiekosten und -verbrauch beitragen (Standby-Betrieb, Ausschalten nicht gebrauchter Geräte und Beleuchtung, Einschalten von Energiesparfunktionen, Nutzung von Treppen statt Fahrstühlen, Türen schließen, Lüftungs- und Heizverhalten, Wasserverbrauch).

Die Bestandsgebäude sind häufig veraltet, energetisch ineffizient aufgestellt und weisen die höchsten Potenziale zur Reduzierung der CO₂-Emissionen auf. Nach der Durchführung einer energetischen Sanierung in Kombination mit dem Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf den Dachflächen könnten die Einrichtungen durchschnittlich 70 % der aktuell benötigten Energie selbst herstellen bzw. einsparen. Jedoch bestehen zahlreiche Investitionshemmnisse. So fehlen für das Thema Energieeffizienz im Tagesgeschäft oftmals die personellen und zeitlichen Ressourcen sowie Kompetenzen.

Das größte Investitionshemmnis ist jedoch darin zu sehen, dass kein gesicherter Refinanzierungsanspruch für die Durchführung von investiven Maßnahmen zur energetischen Sanierung besteht. Es fehlen für Bestandseinrichtungen verbindliche (ordnungsrechtliche) Vorgaben in Bezug auf die zu erfüllenden Energiestandards.

Energetische Sanierung verursacht hohe Kosten

Eine energetische Sanierung verursacht erfahrungsgemäß Kosten von durchschnittlich 800–1.500 Euro/m² (z. B. ca.4 Mio. Euro je Pflegeheim).

Nach Auffassung der Sozialhilfeträger gelten derartige Maßnahmen üblicherweise jedoch nicht als betriebsnotwendig. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, die Rahmenbedingungen entsprechend zu gestalten. Es darf nicht den Sozialhilfeträgern überlassen werden, über energetische Standards der Gebäude zu entscheiden. Im Übrigen ist in den Blick zu nehmen, dass es am Ende die Sozialhilfeträger sind, die als nachgelagerte Kostenträger auch von den Einsparungen bei den Energiekosten profitieren.

Für die zügige Umstellung auf eine klimaschonende Gesundheits- und Sozialwirtschaft ist ein strategisches Vorgehen gefragt.

Aspekte eines strategischen Vorgehens:

  1. Verankerung des gesamtgesellschaftlichen Nachhaltigkeitsziels im Sozialrecht
  2. Erarbeitung eines branchenbezogenen Zielrahmens und Zielkorridore für einen Abbau den CO₂-Äquivalente
  3. Anreize zur Kostenreduzierung durch energetische Sanierungen schaffen
  4. Refinanzierung der Sanierungskosten sicherstellen
  5. Nutzung des hohen Bestands an (Dach-)Flächen für die Erzeugung von Solarstrom

 

Fazit

Aufgrund der zeitlichen Befristung der Energiepreisbremse, aber auch aufgrund verschiedener gesetzlicher Vorgaben, der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und nicht zuletzt der EU-Taxonomie, herrscht hoher Handlungsdruck, sich mit Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz zu befassen. Allerdings besteht das Dilemma, dass die kommunalen Haushalte für zusätzliche Belastungen aus energetischen Sanierungen wegen der aktuell hohen Tarifabschlüsse sowie hoher Kosten für die Versorgung von Flüchtlingen wenig Spielraum haben.

Übrigens: Alle wichtigen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und einen Überblick über die nächsten Schritte haben wir Ihnen zusätzlich zusammengefasst. Mehr erfahren!

Sie wissen nicht, ob Sie berichtpflichtig sind? Kein Problem: Mit unserem kostenlosen Nachhaltigkeits-Check finden Sie es mit nur 7 Fragen heraus. Sie sind berichtspflichtig und wissen nicht wie Sie vorgehen sollen und welche Handlungsfelder Sie betrachten müssen? Auch helfen wir Ihnen gerne mit unserem ESG-Radar.

Dieser Artikel stammt aus unserem Mandantenmagazin Curacontact, das 4 x im Jahr aktuelle Themen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft, für Öffentlichen Sektor und Kirche aufbereitet. Interesse? Jetzt kostenlos abonnieren!

Erfahren Sie auch mehr zu unserer Mandantenzeitschrift Curacontact.