Die Special Olympics World Games 2023 – gelebte Inklusion!

Ein Erfahrungsbericht

„Same procedure as last year, Miss Sophie?“

Nein, noch besser. Nachdem die nationalen Special Olympics im vergangenen Jahr bereits mehr als bewegend und inspirierend waren, haben die Special Olympics World Games in diesem Jahr nochmal eine Schippe drauf gelegt – es war noch bunter, noch lebendiger, noch vereinender. Auch wir waren mit 24 CURACON-Volunteers mit dabei!

Eröffnung und erste Erlebnisse

Bereits bei der Eröffnungsfeier machte sich bemerkbar, dass dieses Jahr alles etwas größer ist. So haben wir sage und schreibe 7.000 Athlet:innen aus 176 Ländern bei ihrem Einmarsch in das Olympiastation bejubelt. Mit so vielen Teilnehmer:innen war es das größte Sportereignis in Deutschland seit den Olympischen Sommerspielen 1972 in München! Für mich persönlich war es ein inneres Blumenpflücken, dass diese besonderen Athlet:innen ausgerechnet im Berliner Olympiastadion, diesem Nazi-Protzbau, die Eröffnung der ersten Special Olympics World Games in Deutschland feiern durften. Denn zur Erinnerung, in den 1930er und 1940er Jahren wurden unzählige Menschen mit geistiger Behinderung unter dem Deckmäntelchen der Euthanasie ermordet.

Wo könnten wir nun also Vielfalt und Inklusion besser feiern als in der Stadt, die schon mehrfach bewiesen hat, dass sie Mauern einreißen und Grenzen überwinden kann.

Neben dem Einmarsch der Nationen wurden auch wieder diverse Reden gehalten, es gab beeindruckende Akrobatik und natürlich einen (herrlich unperfekten) Fackellauf bis zur Entzündung des olympischen Feuers. Und wer sich jetzt denkt, „Ach Mist, hab ich verpasst.“, den können wir beruhigen, denn bei einem derart großen Sportereignis ist auch das mediale Interesse groß und es gibt eine komplette (!) Aufzeichnung in der ARD-Mediathek.

Ich bin glücklich und stolz, dass ich Teil dieses tollen Events sein konnte! - Jenny Uhlig

Besondere Momente mit den Athlet:innen

Am Sonntag begann neben den Wettbewerben in den meisten Sportarten auch das wettbewerbsfreie Angebot, wo – bis auf drei Ausnahmen – alle CURACON-Helfer:innen eingeteilt waren. Das wettbewerbsfreie Angebot ist ein fester Bestandteil im Rahmen von Special Olympics Veranstaltungen. Jede:r kann teilnehmen, egal ob mit oder ohne Behinderung, jung oder alt, klein oder groß, Athlet:in oder Zuschauer:in – hier ist für jede:n etwas dabei und vor allem geht es nicht um den Wettbewerb, sondern um die Freude an Bewegung. Das absolute Highlight war natürlich, dass jede:n Teilnehmende:n am Ende eine eigene Siegerehrung mit Medaille, lauter Musik und Jubel erwartet hat. In diesem Jahr gab es 16 Stationen im Zeichen der Bundesländer – so wurde Schleswig-Holstein beispielsweise durch den allseits beliebten Gummistiefel-Weitwurf repräsentiert. Die CURACON-Helfer:innen haben hier angeleitet, unterstützt, begleitet und bejubelt, die eine oder andere Station selbst getestet und dabei natürlich jede Menge Spaß gehabt ;-) Die Begegnungen, die Gespräche und die besondere Stimmung werden alle wohl nie vergessen.

Ich war wieder Teil der Siegerehrungen der Leichtathletik. Erstmal gab es natürlich ein großes Hallo mit den bekannten Gesichtern aus 2022. Da am Sonntag aber erst die Vorläufe in der Leichtathletik anfingen, hatte das Team Siegerehrung noch Zeit auch die neuen Gesichter ein wenig kennenzulernen, alle Aufgaben zu besprechen und auch verschiedene Szenarien auf den Podesten durchzuspielen – Generalproben sozusagen.

Am Montag wurde es dann ernst – die ersten Siegerehrungen mit den ersten Sportler:innen aus aller Welt. Bis hierhin hatten wir noch gedacht, beginnend mit dem Standweitsprung, würde der Montag ein relativ ruhiger Tag zum erstmal reinkommen werden, aber da hatten wir uns getäuscht. Gleich am Morgen kündigte sich das Sat1-Frühstücksfernsehen an und wollte nicht nur gucken, sondern auch mitmachen. Da mussten wir also gleich mal zeigen,dass wir Profis sind und im Frühstücksfernsehen einen guten Eindruck machen. Und als Ehrengast (die Ehrengäste verleihen die Medaillen) kam dann auch noch die Olympia-Weitsprung-Legende Bob Beamon! Was für ein Auftakt in die Siegerehrungen.

Was uns die ganze Woche begleitet hat, waren die immer wieder so erfrischend ehrlichen Emotionen der Athlet:innen. Zwischen einer Athletin, die offenbar mit ihrem vierten Platz unzufrieden war und ihre Medaille kurz nach der Übergabe im hohen Bogen vom Podest warf bis zu Athlet:innen die sich vor Freude weinend in den Armen lagen, war alles dabei. Neben unseren eigenen Einsatzzeiten hatten wir auch wieder die Gelegenheit, uns selbst Wettkämpfe anzuschauen. Es hat das Herz mehr als berührt, wie sehr auch alle Zuschauer:innen die Athlet:innen für ihre Leistungen, ihren Mut und auch einfach für ihr Dasein bejubelt und gefeiert haben. Ob bei Wettkämpfen, im wettbewerbsfreien Angebot oder bei den Siegerehrungen, die Stimmung bei den Special Olympics war unbeschreiblich – so positiv, so elektrisierend und so #zusammenunschlagbar.

Am Sonntag ging gegen 14 Uhr der letzte Wettkampf zu Ende und kurz darauf wurde auch die letzte der insgesamt 1.374 Siegerehrungen gefeiert. Krönender Abschluss war wie im vergangenen Jahr die große Abschlussfeier am Brandenburger Tor.

Weil ich es selbst kaum besser sagen könnte, möchte ich Arno, einen neuen Volunteer von den Siegerehrungen zitieren:

“Ich bin hierher gekommen, weil ich dachte, es geht mir gut und ich hatte so viel Glück im Leben, da möchte ich diesen besonderen Menschen gerne etwas geben. Jetzt bin ich hier und stelle fest, ich bekomme so viel mehr, als ich geben könnte, dass hätte ich mir vorher nicht vorstellen können.“

Und Bob Beamon sagte in einem Interview „Champions sind nicht immer nur die, die auf dem ersten, zweiten oder dritten Platz landen. Gewinnerinnen und Gewinner können auch die sein, die sagen, ich möchte einfach Teil eines wundervollen Wettbewerbs sein.“

In diesem Sinne ist doch jeder, der sich aus seiner kleinen Comfort Zone raus und hinein in diese bunte Welt der Special Olympics traut, ein Gewinner und so kehren auch wir Volunteers emotional vollgestopft mit Liebe, Lebensfreude und Dankbarkeit zurück in unseren Alltag, schwelgen in Erinnerungen und freuen uns auf unseren nächsten Einsatz.