Der Pflegemarkt befindet sich aufgrund gesellschaftlicher und demografischer Veränderungen, eines ungebremsten Reformeifers des Gesetzgebers auf Bundes- und Landesebene sowie geänderter Kundenpräferenzen im Wandel.
Es ist wahrscheinlich anzusehen, dass die demographische Entwicklung zu einer Verschärfung prekärer Lebenssituationen (u.a. Altersarmut, Pflegebedürftigkeit) führen wird. Eingeschränkten finanziellen Handlungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand steht ein wachsender Bedarf in Bezug auf staatliche Transferleistungen gegenüber. Für die Leistungserbringer ist von einer tendenziell steigenden Kundenbasis bei schrumpfenden finanziellen Mitteln auszugehen.
Maßnahmen des Gesetzgebers zum Ausbau der ambulant betreuten Wohnformen zeigen Wirkung.
Die Quote der vollstationär in Heimen versorgten Pflegebedürftigen ist inzwischen von 31.12.2007 von 31% auf 21% zum 31.12.2018 gesunken. Es zeichnet sich inzwischen jedoch ab, dass der Gesetzgeber die Kombinationsleistungen in der ambulanten Versorgung (kombinierte Inanspruchnahme von Leistungen ambulanter Pflege, medizinische Behandlungspflege, Tages- und Verhinderungspflege, Wohngruppenzuschlag) einschränken wird. Ebenso mehren sich die Anzeichen, dass der Gesetzgeber die Deckelung der Zuschüsse der Pflegeversicherung für die stationäre Pflege aufheben und die steigenden Kostenbelastungen auf die Solidargemeinschaft verlagern („Sockel-Spitze-Tausch“) wird.
Bedrohungen gehen daher von einer „Hü-und-Hott-Politik“, einer unzureichenden Refinanzierung von Kostensteigerungen bei den Betriebskosten, dem Fachkräftemangel sowie einem zunehmenden horizontalen und vertikalen Wettbewerbsdruck aus. Hauptchancen liegen im Marktwachstum bei einem sinkenden Anteil der informellen Pflege, in der Spezialisierung und Diversifikation des Angebots sowie in der Hebung von Effizienzreserven und Realisierung von Skaleneffekten durch Wachstum. Bei steigendem Kosten – und Wettbewerbsdruck und sinkenden Margen ist eine zunehmende Marktkonzentration mit Kettenbildungen, Zusammenschlüssen und Aufbau von Versorgungsketten eine logische Folge.
Wenngleich hohe Übereinstimmungen in der „Diagnose“ von Chancen und Risiken im Pflegemarkt festzustellen sind, sind die „therapeutischen“ Maßnahmen und Aktivitäten zahlreicher Pflegeeinrichtungen nur zum Teil auf die Chancen und Bedrohungen abgestimmt.
Die Zukunftssicherung ist auch für Pflegeeinrichtungen zu einer strategischen und organisatorischen Herausforderung geworden. Pflegeeinrichtungen sind nicht erst bei Verlusten gefordert, die Wirtschaftlichkeit auf den Prüfstand zu stellen und nachhaltig tragfähige Konzepte zur Zukunftssicherung zu entwickeln. Der Betrieb von nur einer Einrichtung wird ähnlich wie in anderen Branchen zunehmend die Ausnahme darstellen.
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