Neuigkeiten

Insolvenzsituation in der Sozialwirtschaft

Aktueller Marktscan

Die Sozialwirtschaft steht derzeit vor einer bedeutenden Insolvenzwelle, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist:

  • Zahlungsverzögerungen seitens der Kostenträger,
  • nicht refinanzierte Kostensteigerungen, insbesondere bei Personalkosten, sowie
  • Umsatzrückgänge aufgrund eingeschränkter Leistungsangebote infolge von Fachkräftemangel

setzen zahlreiche Einrichtungen enorm unter Druck.

In der stationären Pflege können die der Pflegesatzkalkulation zugrundeliegenden Richtwerte einer Soll-Auslastung von 95 % nicht erreicht werden. Bei vielen Einrichtungen liegt die tatsächliche Auslastung unter 90 %. Die zeitlich verzögerten Verhandlungen mit Kostenträgern und die damit verbundenen gestiegenen Kosten bringen zahlreiche Betreiber an ihre Liquiditätsbelastungsgrenze.

Die Konsequenzen sind dramatisch:

Von Januar bis Oktober 2023 meldeten bereits 300 Pflegeheime mit 22.000 Plätzen und 210 Pflegedienste mit 10.500 Versorgungen Insolvenz an.

Über 60 % der Insolvenzen betreffen vor allem kleine Betreiber mit nur einem Standort, während Betreiber mit mehr als 10 Standorten weniger als 10 % der Insolvenzen ausmachen, aber den Großteil der betroffenen Plätze stellen. Sogar renommierte Wohlfahrtsverbände wie die Diakonischen Werke Passau oder Kreisverbände der AWO sind betroffen, was auf unzureichende Finanzierung von Angeboten wie Beratungsdiensten zurückzuführen ist.

Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) liefert besorgniserregende Zahlen. Allein in der Altenhilfe gab es 2023 etwa 800 Angebotseinschränkungen, Insolvenzen und Schließungen. Diese flächendeckende Krise betrifft einen erheblichen Teil der sozialen Dienstleistungen und erfordert dringende Maßnahmen.

Die Insolvenzen beschränken sich nicht mehr nur auf private Anbieter. Selbst Wohlfahrtsverbände sind betroffen, da einst rentable Bereiche wie stationäre Altenhilfe, Eingliederungshilfe oder Kinder- und Jugendhilfe heute mit steigenden Personalkosten und sinkender Auslastung zu kämpfen haben.

Die operativen Geschäftsfelder sind bei sinkenden Renditen überfordert, während steigende Anforderungen an Nachhaltigkeitsmanagement, Digitalisierung, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Whistleblowing sowie Transparenz und Steuerung zusätzlich belasten.

Die Vergütungsverhandlungen gestalten sich zunehmend schwierig, führen zu Schiedsstellenverfahren oder gerichtlichen Auseinandersetzungen, verschärfen die Liquiditätslage der Einrichtungen und Träger weiter. Viele Einrichtungen stehen vor der Frage, ob sie die notwendige kritische Größe fürs Überleben haben oder wie sie durch Wachstum erreicht werden kann.

Die Entwicklung in der Sozialwirtschaft zeigt die Notwendigkeit einer Überprüfung der Finanzierungsmodelle und einer nachhaltigen Lösung für den Fachkräftemangel. Soziale Dienstleistungen sind essenziell für die Gesellschaft, erfordern umgehende Maßnahmen, um ihre langfristige Existenz sicherzustellen.

Es ist entscheidend, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam nach Lösungen suchen, um diesen bedrohlichen Trend zu stoppen.

Dies könnte die Entwicklung neuer Leistungs- und Finanzierungsmodelle, gezielte Investitionen in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sowie eine verbesserte Anerkennung und Wertschätzung der im sozialen Bereich Tätigen umfassen.

Die Krise in der Sozialwirtschaft mahnt, dass die Sicherung sozialer Dienstleistungen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Nur durch eine umfassende, koordinierte und nachhaltige Herangehensweise können wir die Zukunft dieser wichtigen Säule unserer Gesellschaft sichern. Gerne unterstützen wir Sie dabei. Jetzt Kontakt aufnehmen!