In der gestrigen Pressekonferenz wurden die wesentlichen Ergebnisse aus dem Pflegeheim Rating Report 2024 von unserem Experten Jan Gabow ca. 50 Pressevertreter:innen und sonstigen Interessent:innen vorgestellt:
Pflegeleistungen werden zunehmend nachgefragt. Grund dafür sind einerseits der demografische Wandel und andererseits die Ausweitung des Kreises der Leistungsempfänger durch die Aufnahme geistiger und kognitiver Einschränkungen in den Pflegebedürftigkeitsbegriff. Gleichzeitig stellen der Fachkräftemangel und die Finanzierung von Pflegeleistungen große Herausforderungen für die Pflegebranche und die Gesellschaft dar.
Der Pflegeheim-Rating-Report 2024 schaut sich genau diese Herausforderungen an und beantwortet folgende Fragen:
- Welche Konsequenzen ergeben sich durch die zentralen Herausforderungen für das Pflegesystem, insbesondere im Hinblick auf Veränderungen von Pflegeleistung und -nachfrage?
- Wie kann (politisch) darauf reagiert werden?
- Wie entwickeln sich die Wettbewerbssituation und die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime?
In der heutigen Pressekonferenz wurden dazu wesentliche Ergebnisse aus dem Curacon-Altenhilfebarometer 2023 vorgestellt, die auch als Sonderbeitrag in den Pflegeheim-Rating-Report 2024 eingeflossen sind:
Warum ist die Stimmung so schlecht?
Insolvenzen häufen sich: Die Pflegeeinrichtungen sind wirtschaftlich in 2020/21 aufgrund der Schutzschirme besser als erwartet durch die Pandemie gekommen. Sinkende Betriebsergebnisse und Umsatzrenditen zeigen sich 2022/23. Von den teilnehmenden Pflegeheimen sehen in 2023 etwa 65 Prozent erhebliche oder sogar existenzbedrohende wirtschaftliche Probleme.
Pflege wird unbezahlbar: Kosten der Pflegeversorgung steigen ungebremst an – ein Ende ist nicht in Sicht: Kostensteigerungen gehen neben der aktuellen Preis- und Gehaltsentwicklung insbesondere von Maßnahmen des Gesetzgebers aus. Die SPV schützt nicht mehr vor altersbedingter Armut. Bezahlbare und gut zugängliche Betreuungs- und Pflegedienste stehen nur noch eingeschränkt zur Verfügung.
Dilemmata: Es besteht die Wahl zwischen der Nichtbelegung freier Heimplätze oder Nicht-Annahme von Anfragen in der ambulanten Pflege oder Inanspruchnahme von Zeitarbeitskräften. Die Personallücke wird nicht zu schließen sein. Heimplätze können aufgrund von Personalmangel derzeit nicht belegt werden. Es wird zu keiner Verschiebung von der Angehörigen- zur professionellen Pflege kommen, da hierfür das Personal fehlt. Die aktuellen Trends (Nachhaltigkeit, Digitalisierung) sowie die Notwendigkeit zur Effizienzsteigerung lösen Investitionsbedarf aus. Gleichzeitig geraten die aktuellen Renditen unter Druck, so dass dies zu Lasten der Investitionsfähigkeit geht.
Pessimismus: Deutschland ist im internationalen Standortwettbewerb zurückgefallen, sodass zukünftig der heutige Wohlstand nicht zu halten sein wird (88% Zustimmung). Die zukünftige Politik im Bereich der Sozialwirtschaft wird von Kostendämpfungsmaßnahmen geprägt sein (86% Zustimmung). Es wird ein Abbau der Versorgungsstrukturen auch vor dem Hintergrund des Personalmangels unvermeidbar sein (94% Zustimmung).
Skepsis: Um einen Pflegekollaps zu verhindern, ist ein “Produktivitätsboost” notwendig. Wenn weniger arbeitende Menschen einen immer größer werdenden Sozialstaat finanzieren sollen, braucht es mehr Investitionen in Innovation und Fortschritt. Ansonsten droht ein Leistungsabbau in der Sozialwirtschaft. Es bestehen Zweifel, dass dieser “Produktivitätsboost” vollzogen wird.
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