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Pflegeheim Rating Report 2022

Die Lage ist angespannt. Der jüngste Report zeigt einmal mehr die demographischen und wirtschaftlichen Herausforderungen auf.

Erkenntnisse und Hintergrund

Die wirtschaftliche Lage deutscher Pflegeheime hat sich seit dem Jahr 2016 stetig verschlechtert. Rund 20 Prozent lagen 2019 im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, gut 26 Prozent schrieben einen Jahresverlust.

Dies sind einige der Erkenntnisse des jüngsten Pflegeheim-Rating Reports, der gemeinsam vom RWI und der hcb GmbH in Kooperation mit der Evangelischen Bank und der Curacon erstellt wurde. Als Kooperationspartner des Reports wirft Curacon einen „Blick in die Glaskugel“ und gleicht u.a. die Erkenntnisse mit denen des Curacon Altenhilfebarometers ab.

Das Wichtigste in Kürze

Die wirtschaftliche Lage deutscher Pflegeheime ist angespannt, sie hat sich seit dem Jahr 2016 kontinuierlich verschlechtert. Grund dafür ist der zunehmende Kostendruck der Heime. Im Jahr 2019 befanden sich ca. 20 Prozent im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, 38 Prozent im „grünen Bereich“ mit geringer Insolvenzgefahr und 42 Prozent dazwischen im „gelben Bereich“. Verschlechtert hat sich auch die Ertragslage: Schrieben 2016 nur rund 10 Prozent der Pflegeheime einen Jahresverlust, waren es im Jahr 2019 bereits 26,5 Prozent.

Das Marktvolumen der ambulanten und stationären Pflegedienste betrug im Jahr 2019 rund 60 Milliarden Euro. Gegenüber anderen Teilbereichen des Gesundheitsmarkts ist der Pflegemarkt am stärksten gewachsen. Sein Anteil am gesamten Gesundheitsmarkt ist zwischen 1997 und 2019 von 9,8 Prozent auf 14,7 Prozent gestiegen. Damit rangiert die Pflege in ihrer Bedeutung aktuell an zweiter Stelle hinter den Krankenhäusern.

In der regionalen Verteilung war die wirtschaftliche Situation der Heime in Sachsen, Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt/Thüringen am besten und in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein/Hamburg und Niedersachsen/Bremen am schlechtesten.

Der Trend zur Ambulantisierung hält an: Erneut wurden mehr Pflegebedürftige ambulant versorgt. Ihr Anteil ist zwischen 1999 und 2019 von 20,6 auf 25,4 Prozent gestiegen. Es scheint sich bei der Ambulantisierung um einen längerfristigen Trend zu handeln, der sich durch die Pandemie und Aufnahmestopps bei Heimen vermutlich beschleunigt hat. Die Anzahl stationär gepflegter Menschen blieb 2019 dagegen konstant.

Auch der Trend zur Privatisierung hält weiter an. Wurden im Jahr 1999 noch 25,4 Prozent der Pflegebedürftigen in einer privaten Einrichtung versorgt, waren es im Jahr 2019 bereits 39,5 Prozent. In ambulanten Diensten stieg der Anteil zwischen 1999 und 2019 von 35,6 auf 52,3 Prozent. Die Zahl der Plätze in privater Trägerschaft stieg seit 1999 um 128 Prozent. Dabei arbeiten Heime in privater Trägerschaft insbesondere in Westdeutschland kostengünstiger als öffentlich-rechtliche oder freigemeinnützige Heime. Inklusive des Investitionskostenanteils lagen ihre Preise 7 Prozent unter dem westdeutschen Durchschnitt. In Ostdeutschland ist dieser Unterschied weniger stark ausgeprägt, die Preise privater Heime lagen dort 1 Prozent unter dem ostdeutschen Durchschnitt.

Im Pflegebereich herrscht weiterhin Personalknappheit. In der ambulanten und stationären Pflege waren im Jahr 2019 insgesamt 866.000 Vollkräfte beschäftigt, davon 339.000 Pflegefachkräfte. Zwar sind zwischen 1999 und 2019 395.000 zusätzliche Vollzeitkräfte hinzugekommen. Da der Bedarf an weiteren Arbeitskräften derzeit am Arbeitsmarkt nicht vollständig gedeckt werden kann, besteht jedoch ein zunehmender Mangel an Pflegefachkräften.

Ausblick

Hauptgrund für das Wachstum des Pflegemarkts ist und bleibt die Alterung der Gesellschaft. So ist bei konstanten Pflegequoten bis zum Jahr 2030 in Deutschland mit 4,9 Millionen Pflegebedürftigen zu rechnen, bis 2040 mit 5,6 Millionen. Das wäre gegenüber 2019 ein Anstieg um 20 bzw. 35 Prozent. Dieser hätte bei Fortschreibung des Status quo einen zusätzlichen Bedarf von 322.000 stationären Pflegeplätzen bis zum Jahr 2040 zur Folge. Bei einer zusätzlichen Professionalisierung der Pflege fiele der Bedarf deutlich höher aus. Ein stärkerer Trend zur ambulanten Pflege würde den Bedarf hingegen verringern. Die erforderlichen Neu- und Re-Investitionen beliefen sich entsprechend auf 81 bis 125 Milliarden Euro.

Um die steigende Zahl an Pflegebedürftigen zu versorgen, ist mehr Personal erforderlich. Bis 2040 ist mit insgesamt 163.000 bis 380.000 zusätzlichen Vollzeitkräften in der stationären und mit 97.000 bis 183.000 in der ambulanten Pflege zu rechnen. Bei Fortschreibung der bisherigen Pflegewahrscheinlichkeit entfällt auf Pflegefachkräfte davon bis 2040 ein zusätzlicher Bedarf zwischen 124.000 und 210.000 in der stationären und ambulanten Pflege.

Damit der große Bedarf an Pflegefachkräften gedeckt werden kann, muss die Attraktivität des Pflegeberufs steigen. Ziel muss es sein, die Verweildauer im Pflegeberuf zu verlängern, die wöchentliche Arbeitszeit bei Teilzeitkräften auszuweiten und neue Auszubildende zu gewinnen. Dabei steht die Altenpflege vermehrt im Wettbewerb mit Krankenhäusern, ein leichter Sogeffekt lässt sich bereits für das Jahr 2019 feststellen.

Ausgewählte Exemplare der Studie hat Curacon als Kooperationspartner erhalten. Sie haben Interesse? Dann sprechen Sie uns gerne an.

Die Studie "Pflegeheim Rating Report 2022: Der Pflegemarkt unter Druck – Zeit für Veränderung" kann für 349 Euro inkl. 7% MwSt. beim medhochzwei-Verlag bestellt werden. Er ist auch als reines eBook (epub-Datei) erhältlich (299,99 Euro, ISBN 978-3-86216-836-1) sowie im Online-Abonnement für 269,99 Euro jährlich (ISBN 978-3-86216-363-2).