Für 2021 wurden laut der veröffentlichten Daten des BMG in der sozialen und privaten Pflegeversicherung fast 4,9 Mio. Leistungsbezieher mit einem Pflegegrad gemeldet.
Bei einer prognostizierten weiteren Zunahme in 2022 um 5 % muss das deutsche Betreuung- und Pflegesystem die Versorgung von über 5,1 Mio. Menschen in diesem Jahr gewährleisten.
Für die Mitglieder der sozialen Pflegeversicherung wurden für das vergangenen Jahr 4,6 Mio. Versicherte ausgewiesen. Insgesamt eine Zunahme um über 280.000 Menschen (+6,6 %) gegenüber dem Vorjahr. Hinsichtlich der zwei großen Versorgungsformen stabilisiert sich der Trend, dass das Wachstum ausschließlich in der Ambulanten Versorgung (+8,2 %) stattfindet. Bei den Pflegeheimen kam es zu einem leichten Rückgang um ca. 1.000 Personen (-0,1 %).
Der Versorgungsmix liegt mit 4,0 Mio. in der häuslichen Pflege und 0,9 Mio. stationär bei einem Verhältnis von 81,7 zu 18,3 %. Zum Vergleich: vor 10 Jahren betrug dieser Mix noch 69,5 % zu 30,5 %. Vermutlich auch Corona-bedingt mussten die Sorgenden und Pflegenden Angehörigen (SPA) verstärkt das Pflegsystem Deutschland weiter aufrechterhalten.
Die Struktur der Pflegebedürftigkeit
Die Entwicklung bei den Pflegegraden ist maßgeblich durch den erneut starken Anstieg beim Pflegegrad 1 geprägt. Wie im Vorjahr wurden ca. 93.500 Menschen neu in die Versorgungsstrukturen der Pflegeversicherung aufgenommen. Dies entspricht einer Zunahme um 17 % und führt zu dazu, dass dieser Pflegegrad die drittgrößte Säule darstellt (13,8 %).
Die Pflegegrade 2 und 3 sind mit über 6 % im Durchschnitt gewachsen und der Pflegerad 2 dominiert mit einem Anteil von 40 % die Statistik.
Zurückgegangen sind die Zahlen für die Pflegegrade 4 und 5. Die detailliertere Analyse zeigt, dass dieser Rückgang insbesondere im stationären Bereich begründet ist. Wir erinnern uns alle an die entsprechende Corona-Berichterstattung im letzten Jahr. Das BMG weist hier über 4.200 weniger Heimbewohner mit Pflegegrad 4 und fast 6.800 weniger mit Pflegegrad 5 aus.
Ausgaben SPV: 50 Mrd. Euro Schallmauer durchbrochen
Mit einem satten Minus von -1,35 Mrd. Euro beenden die GKV-Versicherungen das Jahr. Den auf 53,85 Mrd. Euro gestiegenen Ausgaben standen lediglich 52,50 Mrd. Einnahmen gegenüber. Auch in Hinblick der weiteren demografischen Entwicklung (siehe auch Barmer-Report) ist für die nachhaltige Finanzierung der Pflege dringender Handlungsbedarf gefordert.
Barmer-Report 2021: Bis 2030 Anstieg auf 6,0 Mio. Pflegebedürftige
Der BARMER-Pflegereport bietet auf Basis jüngster Hochrechnungen einen aufrüttelnden Blick in die Zukunft der Pflege in Deutschland. Die Hochrechnungen des BARMER-Reports 2021 zeigen, dass 2030 mit 6,0 Mio. Pflegebedürftigen deutlich mehr Pflegebedürftige versorgt werden müssen, als bislang angenommen.
Zugleich vergrößert sich durch diese Entwicklung, der Trend zur Professionalisierung und verbesserte Stellenschlüssel somit der Bedarf an Pflegekräften sprunghaft. Bis 2030 besteht ein Bedarf von zusätzlich 125.000 Pflegekräften. Die im BARMER-Pflegereport aufgezeigte Prognose „steht Deutschland womöglich vor einem Pflegenotstand bislang ungeahnten Ausmaßes“.
Das zentrale Zukunftsproblem bleibt die Sicherstellung der Versorgung
Inzwischen ist auch nicht mehr auszuschließen, dass ohne das notwendige Personal ein Abbau von Versorgungsstrukturen droht. In der Gesamtschau der vorliegenden Analysen kann festgehalten werden, dass der Personalmangel kurzfristig sowie mittelfristig weiter zunehmen wird. Der Handlungsdruck bleibt damit hoch und der Wettbewerb um Pflegekräfte wird weiter zunehmen. Erfolgen keine substanziellen Veränderungen, die die Gesamtausrichtung der pflegerischen Versorgung in Deutschland betreffen und die deutlich über die durch Einzelmaßnahmen initiierten Entwicklungen (wie z. B. die Anwerbung ausländischen Personals) hinausgehen, wird in der längerfristigen Perspektive der kommenden zehn Jahre die Frage zu stellen sein, ob und in welchem Umfang bestehende Versorgungskapazitäten reduziert werden müssen oder aber nicht mehr in der aktuellen Qualität umgesetzt werden können.
Dies kann sowohl die Anzahl der Einrichtungen selbst betreffen (z. B. durch Schließung von stationären Altenpflegeeinrichtungen oder ambulanten Pflegediensten) als auch die Reduzierung der bestehenden Kapazitäten vor Ort (z. B. durch Verringerung der Pflegeplätze in stationären Einrichtungen oder Begrenzung der Aufnahme von Pflegebedürftigen durch ambulante Pflegedienste).
Bedarf zum Entwicklung innovativer Versorgungskonzepte
Daher müssen auch Überlegungen eine zentrale Rolle spielen, wie durch innovative Versorgungskonzepte neue Wege beschritten werden können, damit zusätzliche Versorgungsbedarfe nicht zwingend zu einer Zunahme an professioneller und überwiegend institutionalisierter Versorgung führen.
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