Umstellung einer weltweiten Zahlungsinfrastruktur
Die weltweite Zahlungsverkehrsinfrastruktur wird auf einen einheitlichen Nachrichtenstandard umgestellt. Bis Ende 2022 wird bereits der Austausch von ISO 20022-Nachrichten möglich sein und im November 2025 wird der alte SWIFT-Standard vollständig auslaufen. Die Auswirkungen für die Banken werden wahrscheinlich enorm sein.
Finanzinstitute brauchen eine sichere und zuverlässige Infrastruktur, um Transaktionen miteinander durchzuführen. Seit Jahrzehnten sind die Formate, die hochwertige und grenzüberschreitende Zahlungen unterstützen, uneinheitlich. Gegenwärtig gibt es dafür einige verschiedene Lösungen, wie SWIFT und SEPA. Jedoch sind mit diesen Lösungen auch einige Herausforderungen verbunden. SEPA gilt nur für die Eurozone und den Rest der Europäischen Union. SWIFT gibt es seit den 1970er Jahren und verwendet einen alten Kommunikationsstandard, der teuer in der Anwendung ist.
Die mangelnde Interoperabilität aufgrund unterschiedlicher Standards und Formate hat zu erheblichen Verzögerungen und Ineffizienzen bei der Zahlungsabwicklung geführt. Jetzt bewegt sich die Welt auf einen gemeinsamen globalen Standard für Finanznachrichten zu – die ISO 20022.
ISO 20022 ist auch bekannt als das „Universal Financial Industry Message Scheme“ (UNWI). Es kann von der Finanzindustrie als Plattform für die Entwicklung von Nachrichten in einer standardisierten XML-Syntax genutzt werden. Zur Realisierung dieser Plattform wird die UML (Unified Modeling Language) verwendet, um Finanzbereiche, Geschäftstransaktionen und die dazugehörige Nachrichtenflüsse zu beschreiben.
Neuer Standard für eine bessere globale Kommunikation
Das Fehlen einer gemeinsamen Geschäftsterminologie war bislang ein zentrales Problem für alle Zahlungsarten, das ISO 20022 durch einen weltweit akzeptierten Standard löst. Dieser Standard bietet erhebliche Verbesserungen gegenüber den bisher vorherrschenden proprietären Clearing-Standards. Die Norm verwendet ein gängiges XML-Format, das mit ausgereiften und neuen Technologien kompatibel ist. Dieses Format ist außerdem erweiterbar, so dass es an künftige geschäftliche Veränderungen angepasst werden kann.
Ein weiterer Vorteil ist es, dass der neue Standard es den Banken und Zahlungsteilnehmern ermöglicht, wesentlich mehr kontextrelevante Daten im Zusammenhang mit der Zahlung aufzunehmen.
Ein gutes Change-Management ist gefragt
ISO 20022 führt zu erheblichen Veränderungen im erweiterten Ökosystem, das die Wertschöpfungskette im Zahlungsverkehr unterstützt. Die meisten Banken werden feststellen, dass sie im gesamten Unternehmen erhebliche Änderungen vornehmen müssen, wenn sie die ISO 20022-Konformität noch vor den Fristen der Branche erreichen wollen.
- Möglicherweise sind Änderungen an Kundensystemen, Online-Zahlungsbildschirmen, Reporting-Tools und Benutzerhandbüchern erforderlich.
- Formulare für die Zahlungsauslösung und Offenlegungsbedingungen müssen aktualisiert werden.
- Auch die Spezifikationen für das Format der direkten Dateiübertragung müssen wahrscheinlich geändert werden.
Ausblick
ISO 20022 entwickelt sich schnell zur globalen Sprache für Finanznachrichten. Es handelt sich um ein Branchenmandat, das die Abwicklung von Großbetragszahlungen weltweit standardisieren soll. Die große Frage ist, ob Banken und Finanzinstitute die Umstellung als Chance zur Erschließung von Wertschöpfungspotenzialen sehen oder ob sie dies lediglich als ein weiteres Compliance-Projekt betrachten. Unserer Ansicht nach stellt ISO 20022 eine große Chance dar, die Qualität der Zahlungsverkehrsdaten zu verbessern, was damit einhergehend zu einer verbesserten Effizienz, einer reduzierten Komplexität und einer erhöhten Kundenerfahrung führt.
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